Neues Projekt legt Fokus auf „Long-term Governance“

Klimaschutz oder die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle sind Herausforderungen, die uns noch lange beschäftigen werden. Das ITAS will nun zum grundlegenden Verständnis des politischen Umgangs mit solchen „Langfristproblemen“ beitragen.
Fernglas mit Ausblick auf Wald
Forschende des ITAS nehmen „Langfristprobleme“ in den Blick. (Quelle: mattylava / unsplash.com)

Die Bekämpfung von Klimawandel und Umweltverschmutzung, die Entsorgung nuklearer Abfälle oder die Etablierung nachhaltiger Produktions- und Konsummuster haben eines gemeinsam: Sie werden uns unweigerlich noch sehr lange Zeit begleiten. „Um langfristige Probleme an der Schnittstelle von Technik und Gesellschaft wirksam zu bewältigen, benötigen wir einen Governance-Ansatz, der über kurzsichtige Orientierungen und Entscheidungsprozesse hinausgeht“, sagt Sophie Kuppler. Sie leitet gemeinsam mit Dirk Scheer das neue Projekt „Konzeptionelle und empirische Weiterentwicklung von Long-term Governance“ am ITAS.

Veränderungsprozessen vorausschauend begegnen

Unter Long-term Governance (Governance aus Langfristperspektive) versteht die Forschung die vorausschauende und angemessene politische Steuerung von groß angelegten Veränderungsprozessen. Dies erfordert über einen langen Zeitraum hinweg umfassende integrierte und adaptiv-antizipative Anstrengungen, die sich direkter und indirekter Steuerungsmodi bedienen.

Beispielsweise müssen für die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle wechselnde Akteurinnen und Akteure über mehrere Jahrzehnte bis Jahrhunderte hinweg zusammenarbeiten, um einen sicheren Standort zu identifizieren, das Endlager zu bauen, zu betreiben, zu verschließen und zu überwachen. „Das erfordert kontinuierliche Anpassungen beispielsweise an sich verändernde gesellschaftliche Rahmenbedingungen und technische Neuerungen“, sagt Dirk Scheer.

Long-term Governance trotz kurzfristiger politischer Prozesse?

In dem nun gestarteten Projekt arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen ITAS-Forschungsgruppen zusammen, die sich in ganz unterschiedlichen Themenfeldern mit Long-term Governance beschäftigen. Gemeinsam wollen sie dazu beitragen, die Grundlagen des politisch-gesellschaftlichen Umgangs mit Langfristproblemen besser zu verstehen und das Konzept weiterzuentwickeln.

Wichtige Forschungsfragen sind beispielsweise, wie Long-term Governance mit der dominanten Kurzfristigkeit politischer Prozesse (z.B. Legislaturperioden) in Einklang gebracht werden kann oder wie solche langfristigen Prozesse dynamisch adaptiv sein und zugleich verlässliche Strukturen bilden können. (22.01.2024)

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