ITAS-Kolloquium 2017
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Veranstaltungsart:
Vortragsreihe
- Tagungsort:ITAS, Karlstr. 11, 76133 Karlsruhe
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Datum:
2017
Montag, 11. Dezember 2017, 14:00 Uhr
Transdisciplinary Processes on Sustainable Digital Environments (SDE): What, Why, How, with What Perspectives
Humankind has overly entered the Digital Age just a few years ago. All domains of society are in a rapid fundamental change. The core is that seemingly unlimited amounts of digital data can be stored, retrieved, processed, and transferred with exceptional speed on all scales. This induces a fundamental change of industrial production, business, warfare, education, medicine, warfare but also of interpersonal communication on all stages of life. Artificial intelligence-based machines induce a new type of relationship between human and environmental systems. The presentation first sketches this development and issues. We then discuss what unintended side effects, i.e. unseens, emerge from the digital revolution and outline why research on sustainable digital environments are needed. We briefly present the results of the Japanese and the European Expert Roundtable on Sustainable Digital Environments (SDE) from this year. The discussion focusses the question for what questions, development, or unseens and what type of transdisciplinary process may be meaningful, feasible, or necessary from a sustainable development perspective.
Montag, 6. November 2017, 14:00 Uhr
Epistemische Regime: Innovations-Risiko-Konstellationen feldtheoretisch betrachtet
Die Vergegenwärtigung von Zukunft, ihre Absorption als Risiko, stellten einen Grundzug im Programm moderner Gesellschaften dar. Zugleich beobachtet man in den letzten vier Jahrzehnten eine Veränderung des Zukunftsbezugs, nachdem die Bedingungen für die Erwartung und Bewältigung von Zukunft sich zu verändern scheinen. Die Grenzen des Wachstums stellen eine elementare Knappheitsdiagnose dar, bei der die ökonomisch bedingte Konsumption von Ressourcen und Umwelt als entscheidendes Problem ausgeflaggt wird. Seither wird Zukunft normativ und epistemisch anders beobachtet. Das Vorsorgeprinzip und die Multiplikation von Verfahren der Zukunftserfassung geben ein beredtes Zeugnis davon ab. Mehr noch: Zukunftswissen wird als Transformationsmotor wirksam (vgl. Grunwald 2012; Lösch et al. 2016). Diese Problematik ist nur ein Indiz dafür, wie sich in der Gegenwart Transformationsprozesse entgrenzen und dabei neue Gefüge des gesellschaftlichen Problemlösens entwickeln.
Diese neuen Gefüge gesellschaftlichen Problemlösens, in denen problembezogen Innovationen vorangetrieben und zugleich Risiken abgewehrt werden, sollen hier als Epistemische Regime charakterisiert werden. Epistemische Regime lassen sich als regulierte soziale Räume zur Artikulation, Definition und Lösung sozio-epistemischer Probleme verstehen, in denen zugleich Standards epistemischer Qualität wie Formen legitimer epistemischer Autorität formiert werden (Böschen 2016, S. 43, 344). Ihre Relevanz zeigt sich darin, dass die epistemischen Grundlagen des Problemlösens mit verhandelt und konstituiert werden. Im Rahmen des Vortrags möchte ich zum einen empirische Befunde zur Relevanz einer Analytik Epistemischer Regime darstellen, zum anderen für die Untersuchung der Dynamik in solchen Regimen ausgesuchte Elemente der von mir skizzierten soziologischen Feldtheorie präsentieren. Abschließend soll die Relevanz einer solchen Perspektive für die TA erläutert werden.
Literatur:
Böschen, S. (2016): Hybride Wissensregime. Skizze einer soziologischen Feldtheorie. Baden-Baden: Nomos.
Grunwald, A. (2012): Technikzukünfte. Karlsruhe: KIT Publishing.
Lösch, A.; Böhle, K.; Coenen, Chr.; Dobroc, P.; Ferrari, A.; Heil, R.; Hommrich, D.; Sand, M.; Schneider, C.; Grunwald, A. u.a. (2016): Technikfolgenabschätzung von soziotechnischen Zukünf-ten. Karlsruhe: KIT - ITZ Diskussionspapiere, Nr. 03, 2016
Montag, 4. September 2017, 14:00 Uhr (Gastvortrag)
Untersuchungsansätze zum Maschinellen Bewusstsein
Erwachende künstliche Intelligenzen, die die Menschheit brutal vernichten oder - im Gegenteil - davor bewahren, dies selbst zu erledigen, statten schon seit langer Zeit Romanschreiber, Filmemacher und auch wissenschaftlichen Smallltalk mit dramaturgischem Material aus. Die Idee sich selbst bewusster Maschinen wird sowohl belächelt als auch gefürchtet, ist aber harmlos, solange sie im Bereich der Fantasiewelten verbleibt.
In jüngster Zeit wird die Frage, inwiefern ein „Maschinelles Bewusstsein“ entstehen könnte (oder schon besteht), vor dem Hintergrund des Zusammenspiels von KI, Rechenleistung und Vernetzungsstrukturen allerdings auch öfters mit durchaus ernsthaftem Ansinnen diskutiert. Dem Thema haftet allerdings etwas Verwegenes, Grenzwissenschaftliches und damit auch Anrüchiges an, so dass vertiefende Auseinandersetzungen oder zumindest Überblicksdarstellungen zum Maschinellen Bewusstsein eher selten sind.
Im Vortrag wird ein Untersuchungsansatz vorgestellt und diskutiert, mit dem ein Diskussionsstand zum Maschinellen Bewusstsein zusammengetragen, eine Einordnung vorgenommen und darauf basierend Arbeitshypothesen für nachfolgende vertiefende Untersuchungen entwickelt werden sollen. Als Herausforderungen sind bereits jetzt absehbar, dass das Themenfeld stark ideologiebesetzt ist und dass die Bereitschaft, eigene Gedankengänge zum Maschinellen Bewusstsein öffentlich zu machen, vielfach deutlich verhaltener ist als im informellen nichtöffentlichen Austausch. Zwischenergebnisse zur Untersuchung sollen im Februar 2018 vorgestellt werden.
Donnerstag, 20. Juli 2017, 14:00 Uhr
Risiken von Belang: Kritische Infrastrukturen im Anthropozän
Die Infrastrukturentwicklung hat in modernen Gesellschaften Lebensweise und Selbstverständnis stark beeinflusst.
Wurde diese in der Vergangenheit eindeutig als Fortschritt und positiv gesehen, werden wir uns heute in zunehmendem Maße sowohl der Anfälligkeit von Infrastrukturen durch technische Systemstörungen oder Angriffe von außen (bspw. Cyberattacken) bewusst als auch der unbeabsichtigten Folgewirkungen der Infrastrukturen selbst (bspw. Ressourcenverbrauch, Umweltbelastungen, ungleiche Teilhabechancen).
Der Vortrag diskutiert vor diesem Hintergrund die Risiken kritischer Infrastrukturen in ihrer gegenwärtigen Thematisierung und vor dem Hintergrund neuartiger Verantwortungszusammenhänge.
FÄLLT AUS: Montag, 26. Juni 2017, 14:00 Uhr
Montag, 24. April 2017, 14:00 Uhr
Wissenschaftskommunikation: Herausforderungen in Forschung und Berufspraxis
Die Wissenschaftskommunikation ist ein heftig debattiertes und manchmal auch heftig missverstandenes Feld. Das ist nicht verwunderlich, denn der Begriff ist je nach Domäne (verschiedene Fächer in der Forschung; unterschiedliche Felder in der Berufspraxis) anders belegt. Diskussionen entzünden sich gerne an versteckten oder offenen normativen Forderungen oder an dem Bedürfnis nach Abgrenzung oder Agenda setting einzelner Akteure. Angeheizt wird die Debatte durch Herausforderungen wie Medien- und Öffentlichkeitswandel, Veränderungen in Forschung und Publikationswesen und eine befürchtete oder tatsächliche Delegitimierung der Wissenschaft in politischen und gesellschaftlichen Diskursen.
Im Vortrag möchte ich eine Standortbestimmung vornehmen, indem ich aus der Perspektive einer multidisziplinär forschenden und lehrenden Abteilung einige zentrale Herausforderungen für Forschung, Lehre und Praxis herausgreife. Daraus leite ich thesenhaft Forderungen an die Berufspraxis, aber auch Desiderata der Wissenschaftskommunikationsforschung und –lehre ab. Zudem stelle ich Forschungsprojekte und Lehrziele der Abteilung Wissenschaftskommunikation am Institut für Germanistik: Literatur, Sprache, Medien vor.
Montag, 20. März 2017, 14:00 Uhr
Open Creative Labs in Deutschland – Integration von Nutzerinnen und Nutzern an Innovationsprozessen durch Machen
Der Vortrag führt „Open Creative Labs“ als einen Sammelbegriff für zahlreiche, sehr unterschiedliche Formen von offenen Orten für kreative Projekte ein. Gemeinsam ist diesen Orten, dass sie dauerhafte Strukturen für flexible, temporäre Nutzungen anbieten, formal offen im Zugang sind jedoch zugleich unter sozial kuratieren, so dass interessante Begegnungen gefördert werden und Regeln zur Wissensteilung und zur gegenseitigen Unterstützung etablieren. Aufgrund dieser Eigenschaften bieten diese Orte besonders förderliche Rahmenbedingungen für nutzerdefinierte Forschungs- und Entwicklungsprozesse. Im Vortrag wird aus laufenden Forschungen berichtet, deren Ziel es ist, verschiedene Typen von Open Creative Labs zu systematisieren, die räumliche Verteilung über 11 deutschen Metropolregionen zu erfassen sowie die klein-räumigen Entwicklungsbedingungen zu verstehen. Darauf aufbauend werden erste Ergebnisse aus qualitativen Fallstudien zum partizipativen Potential von Open Creative Labs sowie zu den Karrieren der dort entwickelten Ideen präsentiert.