Die Vermeidung von Lebensmittelabfällen als nicht-technische Strategie zur Umsetzung der Bioökonomie
- Projektteam:
Priefer, Carmen (Dissertation)
- Starttermin:
2014
- Endtermin:
2018
- Forschungsgruppe:
Nachhaltigkeit und Umwelt
Projektbeschreibung
Das Konzept der Bioökonomie beruht auf der Vision einer Wirtschaft, die durch die bevorzugte Verwendung biogener Ressourcen unabhängiger wird von der Nutzung fossiler Rohstoffe. Gleichzeitig soll ein essentieller Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung und der Lösung globaler Herausforderungen wie Ressourcenknappheit, Ernährungssicherung und Klimawandel geleistet werden. Im Diskurs herrschen unterschiedliche Vorstellungen zur Umsetzung der Bioökonomie. Offizielle Bioökonomie-Strategien setzen auf einen technikbasierten Gestaltungspfad, in der Erwartung, mit Hilfe technischer Innovationen Biomasseproduktion und Umweltverbrauch zu entkoppeln. Dabei spielt ein breites Spektrum technischer Ansätze eine Rolle, wobei der Schwerpunkt in der Biotechnologie liegt. Vertreter aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft, die einem technikbasierten Ansatz skeptisch gegenüberstehen, befürchten, dass Effizienzsteigerungen und die Entwicklung neuer, umweltverträglicher Konversionsprozesse nicht ausreichend sein werden, um potentiell negative Folgen einer verstärkten Biomassenutzung abzuwenden. Deshalb sehen sie nicht-technische Ansätze wie die Veränderung von Produktions- und Konsummustern als grundlegende Voraussetzung für die Realisierung der Bioökonomie.
Einer dieser nicht-technischen Ansätze ist die Vermeidung von Lebensmittelabfällen. Nahrungsmittelabfälle entstehen entlang der gesamten Lebensmittelkette und aufgrund zahlreicher Ursachen. Die Reduktion von Lebensmittelabfällen wird als zentraler Hebel zur Sicherstellung der Welternährung, zur Freisetzung begrenzter Ressourcen und Verringerung von Umweltbelastungen diskutiert. Auf europäischer und internationaler Ebene wird bereits seit vielen Jahren zu diesem Thema geforscht. Darüber hinaus existiert eine Vielzahl an politischen und zivilgesellschaftlichen Initiativen, um dem Aufkommen an Lebensmittelabfällen entgegen zu wirken. Die EU hat sich mit der Umsetzung der UN Sustainable Development Goals dazu verpflichtet, die Lebensmittelabfälle bis zum Jahr 2030 zu halbieren. Lebensmittelabfälle stellen im Rahmen der Bioökonomie jedoch auch eine Ressourcenbasis dar und können vielfältigen Verwendungen (z. B. Biogasproduktion, Kompostherstellung) zugeführt werden. Damit besteht ein Zielkonflikt zwischen der Abfallvermeidung und -verwertung, der die Frage aufwirft, welche Option den besseren Beitrag zu einer auf Biomasse basierenden Wirtschaft leisten kann.
Die Arbeit untersucht anhand des Beispiels der Lebensmittelabfälle die Bedeutung nicht-technischer Ansätze für die Realisierung der Bioökonomie. Die Basis bilden verschiedene Analysen, die sich mit der Relevanz und Vermeidbarkeit von Lebensmittelabfällen, Wirkungen auf Flächennutzung und dem möglichen Beitrag zur Bioökonomie befassen. Leitend für die Dissertation ist die These, dass die Vermeidung von Lebensmittelabfällen unter dem Gesichtspunkt der Ressourceneffizienz gegenüber der Verwertung die sinnvollere Option darstellt und als Beispiel für einen nicht-technischen Ansatz stärker in das Konzept der Bioökonomie eingebettet werden müsste.
Administrative Daten
Referent: | Prof. Dr. Oliver Frör, Institut für Umweltwissenschaften, Arbeitsgruppe für Umweltökonomie, Universität Koblenz-Landau |
Koreferent: | Prof. Dr. Armin Grunwald, Institut für Philosophie, KIT |
Bezugnehmende Projekte: |
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Doktoranden bei ITAS: | siehe Promovieren am ITAS |