TechnoCitizenScience – Bürgerinnovation in Wissenschaft und Technik
- Projektteam:
Brändle, Claudia (Projektleitung); Christopher Coenen; Rüdiger Trojok; Stefanie Seitz; Christoph Schneider
- Förderung:
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
- Starttermin:
2015
- Endtermin:
2017
- Projektpartner:
Technische Universität München (TUM)
- Forschungsgruppe:
Projektbeschreibung
Im 2017 abgeschlossenen Projekt „TechnoCitizenScience“ wurden besondere Formen der Bürgerforschung und -innovation untersucht, nämlich solche, bei denen sich BürgerInnen aktiv im Bereich der Technikwissenschaften beteiligen. Da diese Form von Bürgerforschung in unserer technologisch geprägten Gesellschaft besonders relevant werden und Auswirkungen auf das Forschungs- und Innovationssystem haben könnte, erschien sie als ein besonders geeigneter Forschungsgegenstand. Im Rahmen des Projektes wurden daher die Potentiale von Bürgerwissenschaft in den Technikwissenschaften – oder eben TechnoCitizenScience – mit einem besonderen Fokus aus Ingenieurs- und Biowissenschaften theoriegeleitet und methodisch kontrolliert für Deutschland abgeschätzt.
Während ProjektmitarbeiterInnen der Technischen Universität Müchen (TUM) bürgerwissenschaftliche Bestrebungen im Bereich der Ingenieurswissenschaften (u. a. die sog. „Maker“-Bewegung und „Fab Labs“) in den Blick nahmen, führte das ITAS das Teilprojekt „CitizenBioScience – Biowissenschaft im Do-it-yourself-Modus” durch, bei dem der Fokus auf TechnoCitizenScience in den Lebenswissenschaften lag. Im Mittelpunkt standen dabei die Aktivitäten der in den letzten Jahren entstandenen DIYBio- bzw. Biohacking-Bewegung.
Ein vorrangiges Ziel der Untersuchung war es, Chancen und Herausforderungen sowie mögliche Auswirkungen auf Forschung, Entwicklung und Wirtschaft zu ermitteln und die politischen Aspekte des Themas zu analysieren. Dabei galt es auch der Frage nachzugehen, ob Citizen Science in seiner aktuellen Gestalt den im öffentlichen und wissenschaftspolitischen Diskurs artikulierten, oft sehr hohen Erwartungen entspricht bzw. in Zukunft entsprechen können wird. Folgende Forschungsfragen waren der Ausgangspunkt der Untersuchung:
- Welche Formen von TechnoCitizenScience sind national und international beobachtbar?
- Was sind die Potentiale und Herausforderungen von TCS in den Lebenswissenschaften für Forschung und Innovation, aber auch für Politik und Gesellschaft?
- Wie gestaltet sich die Partizipation der BürgerInnen in verschiedenen Kontexten von TCS konkret, welche Reichweite hat sie und wird sie den Erwartungen aus Zivilgesellschaft und Politik gerecht?
- Was sind die (sozialen und technischen) Voraussetzungen, damit professionelle Technikwissenschaften und TCS aneinander anschlussfähig werden?
- Welche Entwicklungspfade der TCS erscheinen mittelfristig plausibel und ermöglichen die Entfaltung des vollen Potentials von TCS? Welche wissenschaftspolitischen Gestaltungsoptionen resultieren daraus?
Im Projekt wurden dazu fünf empirische Arbeitspakete bearbeitet, um Antworten auf diese Fragen zu finden: eine Literaturstudie, ethnographische Feldstudien zu exemplarischen TCS-Projekten, die Erstellung einer Typologie der Partizipationsformen in TCS-Kontexten, ExpertInnen-Interviews zu sozialen und technischen Voraussetzungen von TCS sowie ein Stakeholder-Workshop zu Stand und Perspektiven von TCS. Im Zuge der ethnographischen Feldstudien führte ITAS teilnehmende Beobachtungen in einigen der sich neu in der deutschen Bürgerwissenschaftsbewegung herausbildenden DIY-Bio-Labore durch. Diese wurden ergänzt durch leitfadengestützten Interviews mit Vertretern der deutsch(sprachig)en sowie der internationalen DIYBio/Biohacking-Bewegung. Zudem organisierte ITAS den abschließenden, auch die Arbeitsbereiche der TUM im Gesamtprojekt umfassenden Stakeholder-Workshop im „Open Innovation Space“ in Berlin.
Publikationen
Remarks on the Politics of Citizen Bioscience
2020. STARBIOS2 final event "Responsible Research in Biosciences: Challenges for Mainstreaming" (2020), Online, 29. Mai 2020
Technocitizenscience
2019. Think Camp CitizenScience@Helmholtz (2019), Berlin, Deutschland, 25.–26. März 2019
Biohacking: New Do-It-Yourself Practices as Technoscientific Work between Freedom and Necessity
2017. Proceedings, 1 (3), 256. doi:10.3390/IS4SI-2017-04119
DIY biology as ’TechnoCitizenScience’. A view from Germany
2016. The Co-Production of Emerging Bodies, Politics and Technologies : 8th Annual S.Net Meeting, Bergen, N, October 12-14, 2016
FabLabs: experimenting with publics and technologies
2016. 4th Annual Workshop ’Producing and Experimenting with Publics in New Political Economics’, Liege, B, June 28-29, 2016
’Making’ und ein anderes Internet of things?
2016. Design Center, Stuttgart, 27.Oktober 2016
FabLabs - Räume für konkrete Utopien?
2016. Expertenworkshop ’Technologieentwicklung und Nachhaltigkeitsbewertung vor dem Hintergrund sich wandelnder gesellschaftlicher Leitbilder’, Berlin, 21.September 2016
Making projects. Spekulationen zur nächsten Technik
2016. Frühjahrstagung der Sektion Techniksoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, München, 11.Mai 2016
“Die Partizipation rettet uns” - Zum Verhältnis von RRI und Beteiligung
2015. Responsible Innovation : Neue Impulse für die Technikfolgenabschätzung? Hrsg.: A. Bogner, Bogner, A. [Hrsg.] Responsible Innovation : Neue Impulse für die Technikfolgenabschätzung? Baden-Baden : Nomos, 2015 (Gesellschaft - Technik - Umwelt ; N.F.18), 231–239, Nomos Verlagsgesellschaft
Biohacking als emanzipierte Citizen Science
2015. Kießling, S. [Hrsg.] Evolution in Menschenhand : Synthetische Biologie aus Labor und Atelier Freiburg : Herder, 2015, 115–124
Biocommons
2015. Performing Encounters - Zwei Salons an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft, Berlin, 5.März 2015
Biocommons
2014. Science Art Film Festival, International Synthetic Biology Festival ’Bio Fiction’, Wien, A, October 23-25, 2014
Kontakt
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)
Postfach 3640
76021 Karlsruhe
Tel.: 0721 608-26214
E-Mail