Policy Brief: KI, Genomforschung und Medizin
Das Zusammenspiel von künstlicher Intelligenz mit Genomforschung und genomischer Medizin hat großes Potenzial: Neben der Grundlagenforschung zu möglichen Krankheitsursachen und -mechanismen lässt es sich zur Entwicklung von Medikamenten, für eine differenziertere Krankheitsdiagnose, aber auch zur Prognose von Erkrankungsrisiken und Therapiemöglichkeiten einsetzen.
Dem stehe jedoch auch eine Reihe von Herausforderungen gegenüber, stellen die Autorinnen und Autoren eines Policy Briefs vom ITAS und dem Fraunhofer ISI fest, die gemeinsam im Projekt „Deepen Genomics“ gearbeitet haben. Bislang fehlen insbesondere Forschungs- und Dateninfrastrukturen, um große Mengen hochwertiger Genom- und Gesundheitsdaten zu erzeugen und diese möglichst breit und sicher, auch über Grenzen hinweg, austauschen zu können. Weitgehend ungelöst ist auch, wie soziokulturelle und ethische Aspekte angemessen berücksichtigt werden können – etwa im Hinblick auf das Vertrauen von Anwenderinnen und Anwender in KI-Systeme oder den Schutz besonders sensibler Daten.
Strategieprozess mit Stakeholdern
Um diese Herausforderungen vor dem Hintergrund eines starken globalen Wettbewerbs zu adressieren, regen die Forschenden einen stakeholderbasierten Strategieprozess an. Dieser soll die Positionierungen in Deutschland und Europa reflektieren und notwendige neue Maßnahmen anstoßen.
Dazu gehören aus Sicht der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler insbesondere der Aufbau großer und diverser Genomdaten- und Biobank-Initiativen. Außerdem empfehlen sie, die Forschung zur Überprüfung der Richtigkeit und des Nutzens KI-basierter Diagnosen und Vorhersagen zu Krankheitsursachen oder Therapien zu fördern sowie konkrete Leitlinien für Forschung und Unternehmen zum Umgang mit komplexen Regulationen zu erarbeiten. Auch einen breiten gesellschaftlichen Diskurs regen die Forschenden an. (09.04.2021)
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