Konzeptualisierung von Resilienz in soziotechnischen Energiesystemen
- Projektteam:
Widyatmanto, Johanes Narasetu (Dissertation)
- Starttermin:
2022
- Endtermin:
2025
- Forschungsgruppe:
Philosophie der Technik, Technikfolgenabschätzung und Wissenschaft
Projektbeschreibung
Die kumulative Dissertation befasst sich mit einem neuen Konzept in der Energietechnik: dem der Resilienz. Resilienz, im weiteren Sinne verstanden als die Fähigkeit, sich von Störungen zu erholen, ist ursprünglich ein Arbeitsbegriff, der vor allem in der Psychologie verwendet wurde. Den Anstoß zu seiner breiten Anerkennung in der Technik gab der Ökologe C.S. Holling, der den Begriff der Resilienz in der Umwelttechnik einführte. Darauf aufbauend wurde das Konzept, der „ökologische Resilienz“ oder „Umweltresilienz“ entwickelt (Holling, 1973, 1996).
Im Bereich Energiesysteme wird Resilienz, speziell die Resilienz von Energiesystemen, von Ingenieur*innen sowohl als Bewertungskonzept als auch als Bewertungsansatz intensiv diskutiert. Der sogenannte „Resilienzansatz“ wird verwendet, um zu bewerten, wie gut ein Energiesystem verschiedenen externen Einflüssen wie Naturkatastrophen widerstehen, diese absorbieren und sich von ihnen erholen kann. Einige wichtige ingenieurwissenschaftliche Themen im Zusammenhang mit der Widerstandsfähigkeit von Energiesystemen sind Störungen, Anfälligkeiten und Stabilität. Die Bedeutung des Resilienzansatzes für Energiesysteme wird durch Berichte und Studien verschiedener Organisationen wie Acatech oder dem Europäischen Parlamentarischen Forschungsdienst unterstrichen.
Das Konzept wird jedoch von Philosophen, insbesondere von solchen, die sich mit der Schnittstelle zwischen Ethik und Energie befassen, nur wenig diskutiert. Sei es als Ansatz oder als Arbeitskonzept in der Energietechnik, Resilienz scheint eine wünschenswerte Eigenschaft eines Energiesystems zu sein und seine moralische Bedeutung wird nicht hinterfragt. Die Herausforderung besteht nun darin, zu untersuchen, unter welchen Bedingungen Resilienz als Eigenschaft eines Energiesystems auch moralisch wünschenswert ist. Ich möchte die normative Bedeutung der Resilienz von Energiesystemen und des Resilienzansatzes verstehen, indem ich bestehende Moraltheorien auf bestehende Resilienzstrategien und ‑konzepte in den Ingenieurwissenschaften anwende.
Um herauszufinden, ob Resilienz von Energiesystemen moralisch wünschenswert ist oder nicht, werde ich zunächst verschiedene von Energieingenieuren vorgeschlagene Komponenten der Resilienz betrachten, wie Stabilität, Absorptionsfähigkeit, Erholungsfähigkeit usw. Anschließend möchte ich verschiedene ingenieurwissenschaftliche Strategien zur Erreichung von Resilienz mit ihren Komponenten in einen konkreten sozialen, politischen und wirtschaftlichen Kontext stellen, wie z. B. öffentliche Akzeptanz (sozial), internationale Zusammenarbeit (politisch), nationaler Energiebedarf (wirtschaftlich) und so weiter. Abschließend werde ich relevante ethische Konzepte in den verschiedenen Kontexten der Resilienz von Energiesystemen anwenden.
Die Untersuchung der moralischen Bedeutung der Resilienz von Energiesystemen soll dazu beitragen, Ingenieur*innen und interessierten Forscher*innen ein tieferes Verständnis des Resilienzansatzes in der Energietechnik zu vermitteln.
Administrative Daten
Referent: | Prof. Dr. Dr. Rafaela Hillerbrand |
Koreferent: | Dr. Eike Düvel |
Doktoranden bei ITAS: | siehe Promovieren am ITAS |
Kontakt
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)
Postfach 3640
76021 Karlsruhe
Tel.: 0721 608-26774
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