Kulturelle Faktoren in der technischen Entwicklung: „i-mode“ in Japan und Deutschland
- Projektteam:
Weber, Arnd (Projektleitung); Bernd Wingert; Asae Yokoi
- Förderung:
BMFB, Projektträger: ITA
- Starttermin:
2003
- Endtermin:
2004
- Projektpartner:
Das Projekt ist bestrebt, die Arbeiten sowohl mit deutschen Japanforschern als auch mit japanischen Kollegen durchzuführen.
- Forschungsgruppe:
Innovationsprozesse und Technikfolgen
Beschreibung des Projekts
Thema
„i-mode“ ist ein Datendienst für den Mobilfunk. Er wurde zuerst in Japan von NTT DoCoMo entwickelt und sehr erfolgreich verbreitet. Ein ähnlicher Dienst wird seit Frühjahr 2002 von E-Plus in Deutschland, eine weitere, davon unterschiedene Variante wird von Vodafone angeboten. NTT DoCoMo selbst ist bestrebt, „i-mode“ als Modell weltweit zu vermarkten. Damit trifft „i-mode“ auf andere wirtschaftliche, regulatorische und kulturelle Verhältnisse. Die Frage liegt nahe, ob dies erfolgreich sein kann.
Ziel
Ziel des Vorhabens ist es, die japanische Erfolgsgeschichte verstehen zu lernen, insbesondere die Wirksamkeit kultureller Faktoren, um auf dieser Grundlage Erkenntnisse ("lessons learnt") für die weitere Entwicklung des Mobilfunks in Deutschland und Europa zu gewinnen.
Fragestellungen
Das Projekt verfolgt inhaltliche, methodische und organisatorische Fragestellungen.
- Inhaltlich geht es vor allem um die Rekonstruktion der japanischen Erfolgsgeschichte, insbesondere mit Blick auf die vielleicht spezifische Innovationssituation bei NTT DoCoMo; dies bedeutet, es muss auch die Entwicklung bei den japanischen Konkurrenten nachgezeichnet werden. Es wird der Versuch unternommen, diese Konstellationen qualitativ zu modellieren. Neben der Rekonstruktion vergangener Ereignisse sollen auch der gegenwärtige Stand und die gegebenen Optionen wie die Faktoren für eine längerfristige Entwicklung analysiert werden.
- Methodisch gesehen enthält das Projekt eine Reihe von kulturvergleichenden Fragen. Gerade im Falle Japans ist, was die Unterstellung kultureller Faktoren in Innovationsprozessen angeht, besondere Vorsicht geboten. Nicht ohne Grund warnt die (z.B. deutsche) Japan-Forschung vor voreiligen Schlussfolgerungen. Die Wirksamkeit kultureller Faktoren ist in der Literatur strittig.
- Organisatorisch wird angestrebt, nicht nur japanische Forschungsliteratur zu rezipieren, sondern nach Möglichkeit auch direkt mit japanischen Forschern zu kooperieren.
Forschungsansatz
Das Projekt ist als sozialwissenschaftlich ausgerichtete Innovationsforschung anzusehen, das gleichwohl technische, sozioökonomische und kulturwissenschaftliche Fragestellungen einbezieht.
Methoden
Es gibt eine umfangreiche Japan-Forschung im Allgemeinen und eine „i-mode“-Forschung im Besonderen, auf die in Literatur- und Sekundäranalysen zurückgegriffen werden kann. Trotz der begrenzten Ressourcen im Rahmen der Projektförderung sollen Expertengespräche in Japan (und auch in Europa) geführt werden. Besondere Herausforderungen stellen sich mit der Modellierung der Kulturvariablen, die auf einer individuellen, Gruppen- oder nationalen Ebene wirksam sein können.
Förderkonzept und Bearbeiter
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für ein Jahr gefördert, und zwar unter dem Programm für „Innovations- und Technikanalyse“ (ITA). Es wird durchgeführt vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des Forschungszentrums Karlsruhe. Mitarbeiter sind Arnd Weber und Bernd Wingert. Von Anfang an wirkte Frau Asae Yokoi mit; sie ist Studentin der Kulturwissenschaften an der Universität Mainz und in Deutschland und Japan zweisprachig aufgewachsen.
Publikationen
Mobile Datendienste in Japan und Deutschland. Kultur und Wettbewerb als Einflussfaktoren
2007. Technology Assessment in der Weltgesellschaft. Hrsg.: A. Bora, 165–176, edition sigma
The convergence of mobile data phones, consumer electronics, and wallets: Lessons from Japan
2007. Telematics and Informatics, 24, 180–91. doi:10.1016/j.tele.2007.01.014
’i-mode’ in Japan: How to explain its development
2006. Governance of communication networks : Connecting societies and markets with IT. Ed.: B. Preissl, 309–332, Physica Verl. doi:10.1007/3-7908-1746-5_17
How free is the radio spectrum?
2006. Info : the Journal of Policy, Regulation and Strategy for Telecommunications, Information and Media, 8 (2), 3–5
Mobile Datendienste in Japan und Deutschland - Lehren aus dem japanischen Markt
2006. Technikfolgenabschätzung, Theorie und Praxis, 15 (3), 80–86. doi:10.14512/tatup.15.3.80
Mobile Internet in Germany: how to explain its lack of development
2006. 17th European Regional ITS Conf., Amsterdam, NL, August 22-24, 2006
Interkulturelles Interfacedesign und interkulturelle Kommunikation
2005. Moderatorenpapier für die AG1 der MMK2004 in Hamburg Abschlußbericht zur Arbeitsgruppe 1 ’Interkulturelles Interfacedesign’ der MMK 2004, Hamburg, 14.-17.November 2004
Developments for 4G and European policy
2004. Info, (2004), 6 (6), 383–387. doi:10.1108/14636690410568650
UMTS Integration and Framework Program Priorities
2004. IST Mobile Summit (2004), Lyon, Frankreich, 27.–30. Juni 2004
Mobile data markets: are key success factors in Japan absent in Europe?
2004. NTT DoCoMo Euro-Labs (2004), München, Deutschland, 20. Dezember 2004
Mobiles Internet in Japan: ökonomische, kulturelle und politische Erfolgsfaktoren
2004. “Zukunftsforum Mobiles Internet 2010 (2010), Bonn, Deutschland, 14.–15. September 2004
The future of mobile communications in the EU: Assessing the potential of 4G. An ESTO project report
2004. EUR 21192 EN (February 2004)