Prozesse und Abläufe in der Wissenschaft – das „Verfahren“ zwischen syntaktischem Begriff und transformativer Praktik
- Projektteam:
Gondolf, Janine (Dissertation)
- Starttermin:
2018
- Forschungsgruppe:
Projektbeschreibung
Wie geht „die Wissenschaft“ vor, wenn sie sich selbst erklärt und ist sie dazu verpflichtet, das öffentlich zu tun? An Schnittstellen wie der zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik ist die Frage nach Verantwortung und Legitimation im Umgang mit Wissen höchst relevant. An solchen Schnittstellen gilt jedoch auch ein besonderes Gebot der Nützlichkeit oder Brauchbarkeit – was für den einen der große wissenschaftliche Durchbruch ist, kann für den anderen ohne Signifikanz bleiben. Dieser Nützlichkeitsaspekt ist inhärenter Bestandteil guter Wissenschaftspraxis. Nützlichkeit gilt als hinreichendes Kriterium für Wissen im wissenschaftlichen Kontext – wohingegen Verantwortung und Legitimation nicht in dieser Weise definiert sind. Fragen nach Verantwortung und Legitimation sind in diesem Zusammenhang auch nicht neu, aber aktueller denn je.
Um diese Fragen näher zu beleuchten, nimmt meine Arbeit ihren Ausgangspunkt im DFG-Projekt „Wissenschaftliche Politikberatung zwischen epistemischer und legitimatorischer Funktion. Textprozeduren der Relevanz-, Zuständigkeits- und Verantwortungszuschreibung“. Die wissenschaftliche Politikberatung ist eine von vielen Schnittstellen, in denen eine ganz bestimmte Form des Expertenaustausches stattfindet. Neben Daten und Fakten werden in diesen Selbsterklärungszusammenhängen Kontexte, Traditionen und Methoden aktiv übernommen und zugewiesen – auch, um Erklärungs- und Anknüpfungspunkte für einen gemeinsamen Arbeitskontext zu schaffen. In eher klassischen wissenschaftlichen Veröffentlichungen kommen diese Inhalte nicht an – in der Politikberatung könnten sie jedoch wesentlich sein, um tiefes Fachwissen in brauchbare Information für Fachfremde umzuwandeln. Inwiefern kann aber an Texten als Artefakte einer sozio-epistemischen Praxis ein Nachweis für den „guten“ Umgang mit Wissen geführt werden?
In diesem Zusammenhang wird die Art und Weise des Umgangs mit Wissen, mit Unsicherheiten und mit offenen Fragen zum relevanten Merkmal wissenschaftlicher Praktiken. Um diese Umgangsweisen erkenntnistheoretisch zu erfassen, wird ein Begriff des „Verfahrens“ entwickelt, der sich an der technischen Verwendung dieses Konzepts orientiert. Das „Verfahren“ als philosophischer Begriff ermöglicht dann, anders als beispielsweise die Prozessbegriffe der Philosophie, die Zwischenebene des Planens, Handelns und Gestaltens sowie Abläufe von und Einträge in diese Vorgänge sichtbar zu machen. Auf dieser Grundlage lassen sich Formen des Umgangs mit Wissen neu beleuchten und die Fragen nach Verantwortung und Legitimation mit der Nützlichkeitsdebatte verbinden. Am Beispiel der wissenschaftlichen Politikberatung soll so ein produktiver Beitrag zur allgemeinen Debatte über die Wissenschaft als demokratische Institution geleistet werden.
Administrative Daten
Referent: | Prof. Dr. Alfred Nordmann |
Koreferent: | Prof. Dr. Armin Grunwald |
Doktoranden bei ITAS: | siehe Promovieren am ITAS |
Kontakt
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)
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