Beiträge zur Risiko-Governance von partikulären Nanomaterialien durch Evidenzkartierung ihrer möglichen Gesundheitsgefährdungen
- Projektteam:
Fleischer, Torsten (Projektleitung); Jutta Jahnel; Stefanie Seitz
- Starttermin:
2010
- Endtermin:
2014
- Forschungsgruppe:
Beschreibung des Projekts
Gezielt hergestellte, partikuläre Nanomaterialien (engl. manufactured particulate nanomaterials; MPN) zeigen aufgrund ihrer Nanoskaligkeit (Ø 1-100 nm) veränderte oder komplett neue Eigenschaften im Vergleich zu größeren Partikeln des gleichen Materials. Dies macht sie für ein breites Spektrum von Anwendungsfeldern attraktiv. Einerseits werden durch ihren Einsatz Innovation und Nachhaltigkeit versprochen, andererseits ist die Frage nach den gesundheitlichen und ökologischen Wirkungen von partikulären Nanomaterialien bei weitem noch nicht abschließend geklärt. Die schon früh von einigen Wissenschaftlern geäußerten Bedenken über neue Gesundheits- und Umweltrisiken wurden in manchen Fällen bestätigt. Jedoch ist die Relevanz der beobachteten biologischen Effekte nicht eindeutig. Darüber hinaus muss die Nanotoxikologie, die sich als neues Teilgebiet der Toxikologie etablieren konnte, erhebliche methodologische Herausforderungen bewältigen. Die deshalb insgesamt eher als "inselartig" zu bezeichnende Datenlage macht eine evidenzbasierte Risikobewertung von MPN vorerst unmöglich. Diese ist jedoch eine Grundvoraussetzung der Risiko-Governance, die von diversen Stakeholdern und Teilen der Öffentlichkeit gefordert wird.
Ziel des Projektes ist es, die personell und disziplinär heterogen verteilten Wissensbestände zur Gefährdungsabschätzung (engl. hazard assessment) ausgewählter partikulärer Nanomaterialien zu systematisieren und zu kartieren. Aus diesem Grund wird der aktuelle Stand der Forschung zu Wirkungen von ausgewählten MPN auf die menschliche Gesundheit erfasst. Mit dieser Datenbasis soll dann die Methode der diskursiven Evidenzkartierung auf ihre Leistungsfähigkeit hinsichtlich der Identifizierung und Charakterisierung von Gesundheitsgefährdungen durch MPN überprüft und ggf. optimiert werden. Die Evidenzkartierung beruht auf einer visuellen Darstellung von Pro- und Contra-Argumenten mit zusätzlichen unterstützenden oder abschwächenden Informationen, aus denen sich eine Schlussfolgerung für eine konkrete (z.B. toxikologische) Fragestellung ergibt. Das diskursive Element (z.B. Workshops oder Interviews) soll darüber hinaus tazite Wissensbestände für die Gefährdungsabschätzung erschließen und so eine evidenzbasierte Risikoabschätzung erleichtern.
Publikationen
Verantwortlichkeit im Spannungsfeld zwischen Evidenz und Aushandlung
2016. Symposium ’Ethische Aspekte des Umgangs mit Nanotechnologien’, Bremen, 14. Oktober 2016
Gestaltungsspielräume für ’Responsible Research and Innovation’: Erfahrungen aus der Risiko-Governance von Nanomaterialien
2015. Responsible Innovation : Neue Impulse für die Technikfolgenabschätzung? Hrsg.: A. Bogner, 137–146, Nomos Verlagsgesellschaft
Was können Laienfokusgruppen zur Politikberatung in Governancefragen der Nanotechnologie beitragen?
2014. Decker, M. [Hrsg.] Technikfolgenabschätzung im politischen System : Zwischen Konfliktbewältigung und Technologiegestaltung Berlin : edition sigma, 2014 (Gesellschaft - Technik - Umwelt ; N.F.17), 99–108
Wann ist genug genug? Wie Wissenschaftler, Regulatoren und Innovatoren mit Wissenslücken umgehen. Bericht über den Workshop “Wissenschaftliche Grundlagen zur Regulation von Nanomaterialien” (Dübendorf, Schweiz, 20.-21. Januar 2014)
2014. Technikfolgenabschätzung, Theorie und Praxis, 23 (2), 97–99
Gestaltungsspielräume für RRI: Erfahrungen aus der Risiko-Governance von Nanomaterialien
2014. 6. Konferenz des Netzwerks Technikfolgenabschätzung (NTA) und 14. Technikfolgenabschätzung (TA) Jahreskonferenz des Instituts für Technikfolgen- Abschätzung, Wien, A, 2.-4. Juni 2014
Herausforderung an eine Stoffregulation unter wissenschaftlicher Unsicherheit
2012. Der Systemblick auf Innovation : Technikfolgenabschätzung in der Technikgestaltung. Hrsg.: M. Decker, 441–445, edition sigma
Was können Laienfokusgruppen zur Politikberatung in Governancefragen der Nanotechnologie beitragen?
2012. 5.Konferenz des Netzwerks Technikfolgenabschätzung (NTA5), Bern, CH, 29.-31.Oktober 2012
Nano-Produktregister als ein Beitrag zur Risiko-Governance von Nanomaterialien?
2011. 5.Internat.Nano-Behördendialog, Berlin, 3.-4.Mai 2011
Kontakt
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)
Postfach 3640
76021 Karlsruhe
Tel.: 0721 608-24571
E-Mail