Nanotechnologie und Gesundheit – Technische Optionen, Risikobewertung und Vorsorgestrategien
- Projektteam:
Fleischer, Torsten (Projektleitung); Michael Decker; Peter Hocke-Bergler; Christiane Hauser; Ulrich Fiedeler
- Förderung:
Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e.V.
- Starttermin:
2006
- Endtermin:
2009
- Projektpartner:
ITAS (Projektkoordinator);
Forschungszentrum Karlsruhe, Institut für Angewandte Informatik (IAI);
EMPA Laboratory for Materials-Biology Interactions, St. Gallen;
Forschungszentrum Jülich, Programmgruppe Mensch, Umwelt, Technik (MUT);
EMPA Abteilung Technologie und Gesellschaft, St. Gallen;
Europäische Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen Bad Neuenahr-Ahrweiler GmbH - Forschungsgruppe:
Beschreibung des Projekts
Im Rahmen des von der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e.V. aus dem Impuls- und Vernetzungsfonds geförderten Projektes „NanoHealth“ sollen zwei besonders im Blickpunkt öffentlichen Interesses stehende Technikfelder an der Schnittstelle von Nanotechnologie und Gesundheit einer detaillierteren Untersuchung unterzogen werden: Synthetische Nanopartikel sowie Neuronale Implantate als Beispieltechniken für „Converging Technologies“.
Nanoskalige Partikel aus bestimmten Stoffen zeigen andere, zum Teil deutlich unterschiedliche Eigenschaften als Teilchen mit größerem Volumen aus demselben Material. Vor allem hierin liegt die kommerzielle Attraktivität von Nanopartikeln begründet, die man schon heute in zahlreichen Produkten - vom Druckertoner über Beschichtungen bis hin zu Sonnencremes - finden kann. Zugleich wird vermutet, dass die veränderten Eigenschaften auch neue Risiken für die menschliche Gesundheit bergen könnten.
Ferner in der Zukunft liegt die Anwendung von neuronalen Implantaten, die der Wiederherstellung und auch „Verbesserung“ sensorischer und kognitiver Fähigkeiten des Menschen dienen sollten. Es wird unterstellt, dass neue Erkenntnisse und technische Fortschritte bei der Nanotechnologie, der Informationstechnik und der Biotechnologie hier Lösungen möglich machen, die neue therapeutische Ansätze gestatten würden, aber auch erhebliche ethische und soziale Fragen aufwerfen sowie Potential für Missbrauch bergen.
Im Verlauf des Projektes „NanoHealth“ soll zunächst der aktuelle Stand der Entwicklung und der disziplinären Diskussionen über unterschiedliche Folgendimensionen in diesen beiden Technikfeldern erhoben werden. Dies dient - im Sinne einer „Technology Foresight“-Aktivität - zum einen dazu, Entscheidungsträger und Öffentlichkeit über technologische Trends und ihre erwartbaren Auswirkungen zu informieren. Daneben sollen die Ergebnisse der Technikstudien in Focusgruppen mit Experten und Laien diskutiert werden, um unter anderem die Perspektiven dieser Gruppen auf Potentiale und Risiken der genannten Techniken feststellen und miteinander vergleichen zu können.
Wesentliche Elemente des Projektes sind
- Erarbeitung von Sachstandsberichten, die einen vertiefenden Überblick über aktuelle wissenschaftlich-technische und forschungspolitische Entwicklungen in beiden Feldern sowie über mögliche Folgendimensionen und offene Forschungsfragen geben
- Modifikation und Test des Konzeptes der Evidenzbewertung für die Risikobewertung von synthetischen Nanopartikeln
- Diskussion von Technikvisionen und ethischen Fragestellungen, die mit dem Verfügbarmachen und Nutzen von neuronalen Implantaten verbunden sind, vor dem Hintergrund von Erfahrungen, die in anderen vergleichbaren biomedizinischen Forschungsvorhaben gemacht wurden
- Diskussion der genannten Fragestellungen in „2x2“-Focusgruppen, in deren Rahmen mit Experten und Laien Anhaltspunkte für eine Risikoabwägung und Handlungsstrategien gewonnen sowie Ideen für neue Forschungsansätze formuliert werden sollen
- Präsentation der Ergebnisse in Workshops, um diese einem breiteren Interessentenkreis vorzustellen
ITAS hat die Projektidee zu NanoHealth entwickelt und koordiniert das Gesamtprojekt, an dem weitere Institute aus Zentren der Helmholtz-Gemeinschaft sowie externe TA-Einrichtungen mitwirken.
Publikationen
Challenges and questions in nanomedicine legislation
2012. Nanomedicine: Visions, Risks, Potential, Berlin, April 19-20, 2012
Cognitive enhancement - indicator of an emerging ’enhancement society’?
2011. Cognitive Enhancement Conf., Mainz, February 21 - March 1, 2011
Zukunftsverantwortung und die ’technische Verbesserung des Menschen’
2010. Was schulden wir zukünftigen Personen? : Workshop, Universität Frankfurt, 19.Februar 2010
Ethical inquiry meets future projections. The case of human enhancement
2009. Ach, J.S. [Hrsg.] Nanobiotechnology, Nanomedicine and Human Enhancement Münster : LIT Verl., 2008 (Münsteraner Bioethik-Studien ; Bd.7), 133–53
Die ’technische Verbesserung des Menschen’. Begriffliche Überlegungen im Kontext von Heilen, Doping, Verbessern und Verändern
2009. Vortr.: Universität Duisburg-Essen, 5.Januar 2009
Evidence maps - a tool for summarizing and communicating evidence in assessment of uncertain noxes and its practical appliance: two case studies
2009. Society for Risk Analysis 2008 Annual Meeting, Boston, Mass., December 7-10, 2008
Soll Ethik sich überhaupt mit spekulativen Zukunftsvisionen befassen?
2008. Ringvorlesung des Instituts für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin: Aktuelle Probleme der Medizinethik (2008), Münster, Deutschland, 17. Juni 2008
Technikethik in Zeiten der Selbsttechnisierung des Menschen
2007. Die Technisierung des Gehirns : Ethische Aspekte aktueller Neurotechnologien ; Klausurwoche, Freiburg, 16.-23.September 2007
Technische Verbesserung des Menschen - was besagt spontane moralische Entrüstung in ethischer Hinsicht?
2007. Internat.Tagung ’Rationalität und Emotionalität’, Salzburg, A, 30.September - 3.Oktober 2007
Die ’technische Verbesserung’ des Menschen. Was sagt die Ethik der Technik dazu?
2007. Vortr.: Universität Bolzano, I, 24.Mai 2007
Verbesserung des Menschen? Zum Spannungsfeld von Ethik und Nanobiotechnologie
2007. Vortragsreihe der Wittheit zu Bremen, Bremen, 13.März 2007 Bremen
Die Ersetzbarkeit des Menschen durch Roboter. Eine interdisziplinäre Technikfolgenabschätzung
2006. Fortbildungszentrum für Technik und Umwelt (FTU), anlässlich des Tages der offenen Tür des Forschungszentrums Karlsruhe (2006), Karlsruhe, Deutschland, 23. September 2006
Autonome Roboter. Eine interdisziplinäre Technikfolgenabschätzung
2006. Ringvorlesung ’Technik und Zukunft, Fachhochschule Koblenz, 17.Mai 2006
Computer-Gehirn-Interaktion - Schritte auf dem Weg zu einer Technisierung des Menschen?
2006. Workshop “Der implantierte Mensch” (2006), Tübingen, Deutschland, 2. Dezember 2006
Technikfolgenabschätzung als Folgenforschung und Politikberatung. Hirnforschung im Blickfeld des Deutschen Bundestages
2006. Vortragsreihe Kognitionswissenschaft und bildgebende Verfahren, Universiät Freiburg, 4.Dezember 2006
Kontakt
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)
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Tel.: 0721 608-24571
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