Zielkonflikte der Nachhaltigkeit. Zur Methodologie wissenschaftlicher Nachhaltigkeitsbewertungen
- Projektteam:
Dusseldorp, Marc (Dissertation)
- Starttermin:
2006
- Endtermin:
2016
- Forschungsgruppe:
Wissensgesellschaft und Wissenspolitik
Projektbeschreibung
Nachhaltige Entwicklung ist ein konfliktträchtiger Begriff – zu Recht, denn die Fragen, die in den einschlägigen Debatten verhandelt werden, sind von grundlegender Bedeutung für das gesellschaftliche Zusammenleben. Nicht immer jedoch sind Konflikte um Nachhaltigkeit Zeichen einer fruchtbaren Auseinandersetzung. Wie Konflikte thematisiert und behandelt werden, erweist sich vielmehr häufig als problematisch: etwa wenn Nachhaltigkeitsziele als unvereinbar dargestellt werden, deren Unvereinbarkeit nicht erwiesen ist, oder wenn Handlungsblockaden entstehen, weil Entscheidungssituationen als nicht mit argumentativen Mitteln lösbar verstanden werden.
Die vorliegende Arbeit möchte einen Beitrag zu einem besseren Verständnis der Problematik von Nachhaltigkeitskonflikten und damit zu einer gelingenden nachhaltigkeitsorientierten Praxis leisten. Ihr Fokus liegt auf der konzeptionellen Analyse wissenschaftlicher Nachhaltigkeitsbewertungen und dabei speziell auf dem integrativen Konzept nachhaltiger Entwicklung, einem der jüngsten Ansätze zur Operationalisierung des Leitbilds. Mittelpunkt der Untersuchung sind Zielkonflikte der Nachhaltigkeit, jene Form der Thematisierung von Nachhaltigkeitskonflikten, die in der wissenschaftlichen Befassung mit dem Nachhaltigkeitsleitbild die wohl größte Rolle spielt. Dabei rückt eine Frage in den Mittelpunkt, die in den bisherigen Arbeiten zur Theorie der Nachhaltigkeit außen vor geblieben ist und die sich zugleich als entscheidend für die Lösung des Zielkonfliktproblems erweist: die Frage der strukturellen Konzeption von Nachhaltigkeitsnormen als (abwägungsfähige) Prinzipien oder als (nicht abwägungsfähige) Regeln. Jenseits dieser inhaltlichen Fokussierung liegt das Augenmerk darauf, einen Brückenschlag zwischen theoretischer und praktischer Befassung mit dem Nachhaltigkeitsleitbild zu ermöglichen.
Zentrales Ergebnis der Untersuchung ist, dass das Nachhaltigkeitsleitbild nicht mittels Prinzipien-, sondern mittels Regelsystemen zu operationalisieren ist. Dass die gängige Intuition diesem Ergebnis diametral entgegen steht, lässt sich auf eine Verkettung von Missverständnissen zurückführen, die vor allem in einer mehrdeutigen Terminologie gründen. Das Problem des Umgangs mit Zielkonflikten, das sich in der Praxis gleichwohl stellt, ist nicht durch Abwägungen, sondern auf grundlegend andere Weise zu lösen, nämlich mit Hilfe eines szenarienbasierten Bewertungsverfahrens. Ein solches fünfstufiges Verfahren wird am Ende der Arbeit entwickelt.
Administrative Daten
Referent: | Prof. Dr. Armin Grunwald |
Ko-Referent: | Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin |
Doktoranden bei ITAS: | siehe Promovieren am ITAS |