MOVEMENZ
- Projektteam:
Decker, Michael (Projektleitung); Nora Weinberger, Bettina-Johanna Krings, Johannes Hirsch
- Förderung: BMBF
- Starttermin: 2014
- Endtermin: 2015
- Projektpartner:
Josef Huber und Ferdinand Schäffler (Innovationszentrum, Evangelische Heimstiftung Württemberg GmbH)
- Forschungsgruppe: Innovationsprozesse und Technikfolgen
Projektbeschreibung
Der Gegenstand des Projektes MOVEMENZ „Mobiles, selbstbestimmtes Leben von Menschen mit Demenz im Quartier“ ist die Entwicklung eines Pflichtenhefts für mobil nutzbare Technologien, welche die infrastrukturellen Voraussetzungen und konzeptionellen Vorgaben schaffen, dass sich Menschen mit Demenz möglichst uneingeschränkt entsprechend ihren individuellen Bedürfnissen und Bedarfen im Quartier bewegen können. In seinem Ablauf folgt das Vorprojekt hierbei einer bedarfsorientierten Technikentwicklung. Dabei werden unter Berücksichtigung der relevanten Akteure im Pflegearrangement (Menschen mit Demenz, Angehörige, professionell Pflegende, Dienstleister etc.) sowie im Quartier (Ladenbesitzer etc.), die Bedarfe potentieller Anwender an eine technische Unterstützung erhoben. Die empirische Bedarfsanalyse leitet aus diesen unterschiedlichen Erwartungshaltungen den Bedarf für ein technisches Hilfsmittel und eine soziale Intervention ab, welche möglichst vielen Ansprüchen der Akteure im Pflegedreieck und im Quartier gerecht werden. Diese Vorgehensweise setzt konsequent die Idee der sozialen Innovation um, in der die technische Innovation in ihrem Nutzungskontext analysiert wird.
Hierbei ist der uneingeschränkte Zugang zum „Feld“ ein entscheidendes Erfolgskriterium empirischer Forschung. Hinzukommt, dass nur durch eine dauerhafte Unterstützung vor Ort eine unbeeinflusste Bedarfserhebung erfolgen kann. Für diese Bedarfserhebung ist aber ebenso das engagierte Mitwirken der professionell Pflegenden eine notwendige Voraussetzung. Die Evangelische Heimstiftung GmbH (EHS) hat sich daher bereit erklärt, in einem ihrer Heime diese niedrigschwelligen Zugangsvoraussetzungen zu schaffen und auch die volle Unterstützung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort sicher zu stellen. Damit kann das Vorprojekt auf dem Erfahrungsschatz der EHS aufbauen, die mit 6.900 Beschäftigten fast 10.000 pflege- und hilfebedürftige Menschen betreut und damit das größte soziale Dienstleistungsunternehmen im Bereich der Altenpflege in Baden-Württemberg ist.
Darüber hinaus wird die Bedarfserhebung von einem interdisziplinären Forschungsprozess im Sinne einer entwicklungsbegleitenden Technikfolgenbeurteilung (TA) flankiert. In diesem inter- bzw. transdisziplinären Reflexionsschritt werden ausgehend von der empirischen Analyse ethische, rechtliche, ökonomische, technische, soziale und pflegewissenschaftliche Aspekte betrachtet. Ziel ist es, neben den technischen auch rechtliche Aspekte (z.B.: Wer haftet für mögliche Schäden, die bei der Nutzung des technischen Hilfsmittels entstehen?), ökonomische Aspekte (z. B.: Wie stellt sich das Kosten-Nutzen-Verhältnis der technischen und sozialen Innovation dar?) sowie ethisch-soziale Aspekte zu berücksichtigen. Diese ethisch-sozialen Aspekte fragen nach den Bereichen, in denen die Technik eingesetzt werden soll und welche Ersetzungsverhältnisse dabei berücksichtigt werden müssen. Bei dieser entwicklungsbegleitenden TA wird ITAS von einer multidisziplinären, multiperspektivischen Expertengruppe unterstützt, die Empfehlungen für das Projekt und für die regionale Praxis formuliert und somit auch die Anschlussfähigkeit der Forschungsarbeiten gewährleistet.
Publikationen
Blinde Flecken in der Entwicklung von assistiven Technologien in der Pflege
2022. Digitalisierung und Pflege - Technik als Ausgleich für Mangel? (2022), Online, 24. Februar 2022
Bürgerbeteiligung von Menschen mit Seheinschränkungen und Demenz
2021, Oktober 28. Digitale Mittagspause: Meine, deine, unsere Daten - rechtliche und ethische Fragen bei Citizen-Science-Projekten (2021), Online, 28. Oktober 2021
Assistant without Master? Some Conceptual Implications of Assistive Robotics in Health Care
2018. Technologies, 6 (1), Article: 13. doi:10.3390/technologies6010013
Mobiles, selbstbestimmtes Leben von Menschen mit Demenz im Quartier - Methodik und Ergebnisse (KIT Scientific Reports ; 7748)
2018. KIT Scientific Publishing. doi:10.5445/KSP/1000080067
Imagined technology futures in demand-oriented technology assessment
2017. Journal of Responsible Innovation, 4 (2), 177–196. doi:10.1080/23299460.2017.1360720
Enabling a mobile and independent way of life for people with dementia. Needs-oriented technology development
2016. Ageing and Technology : Perspectives from the Social Sciences. Ed.: E. Dominguez-Rue, 183–204, transcript Verlag
Einsatz von Robotern in der Pflege. Empirische Erfahrungen
2016. Von Mensch und Maschine : Roboter in der Pflege, Öffentliche Sitzung der Bioethikkommission, Wien, A, 2.Mai 2016
Wie effizient kann Pflege sein? Möglichkeiten und Grenzen von Technikeinsatz im Rahmen pflegerischen Handelns
2016. Sektionstreffen der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft, Heidelberg, 28.April 2016
Technische Unterstützung für die Mobilität von Menschen mit Demenz: Eine ethische Reflexion zum Spannungsverhältnis Freiheit versus Sicherheit. Masterarbeit
2015. Master Thesis, Karlsruher Institut für Technologie 2015
Technik und Pflege in einer Gesellschaft des langen Lebens. Einführung in den Schwerpunkt
2015. Technikfolgenabschätzung, Theorie und Praxis, 24 (2), 4–11
Technische Unterstützung für Menschen mit Demenz? Zur Notwendigkeit einer bedarfsorientierten Technikentwicklung
2015. Technikfolgenabschätzung, Theorie und Praxis, 24 (2), 36–45
Technik, die gewollt ist - Ein Vergleich verschiedener Entwicklungsansätze von Techniken zur Unterstützung von Menschen mit Demenz
2015. 8. wissenschaftlicher Kongress für Informationstechnologie im Gesundheits-, Pflege- und Sozialbereich (ENI 2015), Hall in Tirol, Österreich, 28.–29. September 2015
Mobiles, selbstbestimmtes Leben von Menschen mit Demenz im Quartier
2015. Assistierte Pflege von morgen - Ambulante technische Unterstützung und Vernetzung von Patienten, Angehörigen und Pflegekräften, Erlangen, 10.Dezember 2015
Technikkompatibilität von Netzwerken in der ambulanten Pflege von Menschen mit Demenz
2014. Technische Unterstützung für Menschen mit Demenz : Symposium 30.09. - 01.10.2013. Hrsg.: T. Schultz, 167–180, KIT Scientific Publishing
Technische Unterstützung für Menschen mit Demenz - Ein Überblick
2014. Technische Unterstützung für Menschen mit Demenz : Symposium 30.09. - 01.10.2013. Hrsg.: T. Schultz, 1–18, KIT Scientific Publishing
Pflege von Menschen mit Demenz - Bedarfsorientierte Technikgestaltung
2014. Technische Unterstützung für Menschen mit Demenz : Symposium 30.09. - 01.10.2013. Hrsg.: T. Schultz, 61–74, KIT Scientific Publishing
Bedarfsanalyse als Methode zur Eruierung technischer Assistenzsysteme in der Pflege von Menschen mit Demenz
2014. Visionenworkshop ’Forschung und Innovation der Mensch-Technik-Interaktion’, Berlin, 26. Juni 2014
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