Räumliche Bewertung der Ökosystemleistungen städtischer Wälder zur Untersuchung von Möglichkeiten für naturbasierte Lösungen: Eine Studie aus Kumasi, Ghana
- Projektteam:
Beckmann-Wübbelt, Angela (Dissertation)
- Starttermin:
2022
- Endtermin:
2025
- Forschungsgruppe:
Sylvanus – Erhöhung der Resilienz und Vermeidung von Zielkonflikten bei Waldumwandlungen
Projektbeschreibung
Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt bereits in Städten. Schätzungen zufolge sollen es bis 2050 mehr als 70 % sein. Die schnellste Urbanisierung findet in Entwicklungsländern statt. Aufgrund des enormen Bevölkerungswachstums und der zunehmenden Urbanisierung stehen Städte vor zahlreichen Herausforderungen. Dazu gehören zunehmende Luftverschmutzung, Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen sowie Armut und sozioökonomische Ungleichheiten. Dadurch wird die Vulnerabilität der Bevölkerung gegenüber extremen Wetterereignissen erhöht.
In der Stadtplanung gewinnen in diesem Kontext naturbasierte Lösungen (NbS, engl. nature-based solutions) zunehmend an Bedeutung. NbS sind Maßnahmen zum Schutz, zur nachhaltigen Bewirtschaftung und zur Wiederherstellung von Ökosystemen, die zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen beitragen können. Sie kommen gleichzeitig dem menschlichen Wohlbefinden und der biologischen Vielfalt zugute. Der städtische Wald ist ein sehr wichtiges Ökosystem, da er vielfältigen Nutzen für die Bevölkerung bringt. Er fördert ein gutes Stadtklima, reduziert die Luftverschmutzung, reguliert den Wasserkreislauf und mildert die Folgen des Klimawandels. Darüber hinaus fördern Stadtwälder den sozialen Zusammenhalt, da sie als Treffpunkte dienen und zum Wohlbefinden und Stressabbau der Bevölkerung beitragen können.
Die wachsende Bevölkerung und die rasche Urbanisierung übersteigen jedoch die Planungs- und Umsetzungskapazitäten vieler kommunaler Behörden in Westafrika und anderen Teilen der Welt. Der urbane Wald und seine Ökosystemleistungen sind beispielsweise in Ghana durch die kontinuierliche Umwandlung städtischer Grünflächen in andere Landnutzungen stark bedroht. Dies ist auch in Kumasi zu beobachten. Die Metropolregion im südlichen Zentrum Ghanas, welche als Fallstudie für dieses Projekt dient, ist mit mehr als drei Millionen Einwohnenden eine der größten Agglomerationen des Landes und wie viele Städte in Westafrika durch ein schnelles Wachstum und eine hohe Bevölkerungsdichte gekennzeichnet. Die Stadt wurde nach dem Gartenstadtmodell gebaut und galt noch in den 1960er Jahren als „Gartenstadt Westafrikas“. Vor allem seit 2009 ist jedoch ein Großteil der Grünflächen in der Stadt verloren gegangen, und die verbleibenden Fragmente des städtischen Waldes sind durch die zunehmende Verstädterung unter Druck geraten.
Um eine nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten, müssen Strategien zur Bewirtschaftung städtischer Wälder eingeführt werden, die sowohl die biologische Vielfalt als auch menschliche, soziale und kulturelle Faktoren berücksichtigen. Dies ist jedoch nur möglich, wenn die verschiedenen Leistungen des städtischen Waldes erkannt und entsprechend bewertet und gewürdigt werden.
In diesem Projekt sollen daher sowohl biophysische als auch kulturelle Ökosystemleistungen sowie der Zugang, die Nutzung und Bewertung des städtischen Waldes durch die Bevölkerung räumlich analysiert und quantifiziert werden. Dabei werden explizit auch Bewohnerinnen und Bewohner informeller Siedlungen in die Analysen eingeschlossen. Schließlich werden Zielkonflikte zwischen den verschiedenen Leistungen des städtischen Waldes analysiert, die durch Managementstrategien minimiert werden könnten. Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern unterschiedlicher Interessengruppen soll ermittelt werden, wie ein verbessertes Verständnis der Ökosystemleistungen des städtischen Waldes dazu beitragen kann, Management- und Governance-Strategien in Richtung naturbasierter Lösungen zu verbessern. Das übergeordnete Ziel des Projekts besteht somit darin, Möglichkeiten für NbS zur Bewältigung verschiedener klimatischer und gesellschaftlicher Herausforderungen in Kumasi, Ghana und anderen Städten in Westafrika zu identifizieren.
Der interdisziplinäre Methodenansatz des Projekts umfasst Feldkampagnen mit Vermessungen städtischer Bäume, Geoinformationssystem-basierte (GIS) Analysen, partizipative Kartierungen unter Beteiligung der städtischen Bevölkerung sowie qualitative Interviews mit Stakeholdern.
Administrative Daten
Referent: | Dr. Somidh Saha |
Koreferent: | Prof. Dr. Sebastian Schmidtlein (IfGG-KIT), Prof. Dr. Fabian Fassnacht (Freie Universität Berlin), Prof. Dr. Armin Grunwald (ITAS) |
Doktoranden bei ITAS: | siehe Promovieren am ITAS |
Kontakt
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)
Postfach 3640
76021 Karlsruhe
Tel.: 0721 608-28177
E-Mail