Wie kann eine gerechte Energiewende in Europa gelingen?

Forschende des ITAS haben am „White Paper: A Just Energy Transition in the EU“ der European Energy Research Alliance (EERA) mitgewirkt. Es behandelt drängende Fragen der Gerechtigkeit beim Wandel hin zu CO2-neutralen Energiesystemen.
Cover der Publikation
Quelle: EERA

Der Aufbau eines nachhaltigen Energiesystems ist ein komplexer soziotechnischer Transformationsprozess. In diesem Prozess wirken sowohl technische als auch soziale und wirtschaftliche Entwicklungen zusammen, die ihn vorantreiben, aber auch verlangsamen können. Die Sicherstellung, dass in diesem Prozess „niemand zurückgelassen wird“, ist eines der zentralen Elemente des Green Deal der EU.

Im Mittelpunkt steht dabei die Erkenntnis, dass die Auswirkungen des Klimawandels sowie der Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen naturgemäß ungleich verteilt sind – bei solchen Veränderungsprozessen gibt es immer Gewinner und Verlierer. Eine „gerechte Energiewende“ wird zunehmend als entscheidender Erfolgsfaktor für die Energiewende angesehen. Sie zielt auf eine gerechte Verteilung von Nutzen und Lasten ab und stellt sicher, dass gefährdete Gruppen nicht unverhältnismäßig benachteiligt und im Entscheidungsprozess anerkannt werden.

Die Autoren des Weißbuchs haben eine eingehende Analyse der europäischen Herausforderungen und der Strategien für eine gerechte Energiewende durchgeführt. Davon ausgehend plädieren sie für eine umfassende Berücksichtigung von Verteilungs-, Verfahrens- und Anerkennungsgerechtigkeit in den rechtlichen und gesetzlichen Rahmenbedingungen der EU in allen Phasen von Initiativen zur Energiewende.

Dies erfordert unter anderem verlässliche Messgrößen für die Begleitung eines gerechten Transformationsprozesses und die Stärkung der kommunalen Eigenverantwortung für die Energieinfrastruktur. Die Autoren empfehlen eine stärkere Einbindung von Interessenvertretern mit Schwerpunkt auf der Beteiligung von und für schutzbedürftige Gruppen sowie einen intersektionalen Ansatz zur Bekämpfung von Energiearmut.

EERA ist eine auf Mitgliedschaft basierende, gemeinnützige Vereinigung, die die größte Forschungsgemeinschaft für kohlenstoffarme Energien in Europa darstellt und eine Schlüsselrolle im EU-Strategieplan für Energietechnologie (SET-Plan) spielt. Das Weißbuch wurde durch das EERA Joint Programme Clean Energy Transition for Sustainable Society (e3s) initiiert. (26.06.2024)

Bibliografische Angaben:

Ganna Gladkykh, Giuseppe Pellegrini-Masini, Rita Tatiana Oliveira Boumann, Allesandro Sciullo, Witold-Roger Poganietz, Guillermo Borragán Petraz, Marco Ortiz Sanchez, Christine Milchram et al.
White Paper: A Just Energy Transition in the EU. EERA. Abgerufen am 21. März 2024.