Zukunftstechnologie Wasserstoff
„Für eine ambitionierte Energiewende mit einer 95-prozentigen Reduktion der CO2-Emissionen bis 2045, die sich Deutschland zum Ziel gesetzt hat, brauchen wir grünen Wasserstoff", sagt Dirk Scheer, der sich am ITAS mit sozialwissenschaftlichen Fragestellungen der Energiewende beschäftigt. „Wasserstoff wird aber immer ein teures Gut bleiben“, räumt Scheer ein. „Deshalb sollte er ganz gezielt nur dort eingesetzt werden, wo es technisch keine andere Möglichkeit gibt.“
Da Deutschland die benötigten Mengen an grünem Wasserstoff nicht selbst produzieren kann, sind Importe von großer Bedeutung. „Risikodiversifizierung ist das Gebot der Stunde“, betont daher Christine Rösch, Leiterin der ITAS-Forschungsgruppe Nachhaltige Bioökonomie. „Wir dürfen nicht alles auf eine Karte setzen, wie es beim Erdgas der Fall war.“
Nutzungskonflikt bei der Trinkwasserversorgung
Die Produktion von grünem Wasserstoff führt aber auch zu Konflikten bei der Verteilung der Ressourcen. „Ein optimaler Produktionsstandort hat einen möglichst hohen Energieeintrag aus Wind und Sonne sowie die Nähe zur Küste für den Transport des Wasserstoffs. Hinzu kommt die Versorgung mit hochwertigem Wasser für den Betrieb der Elektrolyseure“, erklärt Christine Rösch. „Den größten Nutzungskonflikt sehe ich daher bei der Trinkwasserversorgung.“
Außerdem nehmen die Anlagen viel Land in Anspruch. Die Konkurrenz zur Landwirtschaft und die Belange des Naturschutzes müssen berücksichtigt werden. Um sicherzustellen, dass grüner Wasserstoff auch wirklich grün ist, seien Herkunftsnachweise, transparente Lieferketten und Nachhaltigkeitszertifikate wichtig. „Hier liegt das Dilemma zwischen Umweltstandards und bezahlbarer Energie für den Energiehunger in Deutschland. Wir müssen eine gute Balance finden“, so Dirk Scheer. (15.03.2023)
Weiterführende Links:
- Zum vollständigen Interview Von Abhängigkeiten, Umweltstandards und bezahlbarer Energie. Technikfolgenabschätzung zur Zukunftstechnologie Wasserstoff in lookKIT.