„NanoEthics“ zu Wissenschaft und Entscheidung
Die neueste Ausgabe von NanoEthics legt ihren Schwerpunkt auf das Verhältnis von Wissenschaft und Entscheidungsfindung bei emergierenden Technologien. Die Publikation geht auf eine von Christian Büscher und Jutta Jahnel organisierte Session bei dem 6. Jahrestreffen der Society for the Study of Nanoscience and Emerging Technologies (S.NET) in Karlsruhe im September 2014 zurück. Bei der Veranstaltung nahmen die beiden ITAS-Wissenschaftler die Beziehung und Wechselwirkungen von Wissenschaft und Entscheidung beim Umgang mit möglichen Risiken durch Nanomaterialien in den Fokus.
Das Referenzproblem wird in NanoEthics von unterschiedlichen Blickwinkeln und mit verschiedenen disziplinären Zugängen betrachtet. Der Schwerpunkt fügt so einzelne Puzzleteile zu einem übergeordneten Bild. Sein Ziel ist es nicht, neue disziplinäre Ergebnisse zur Abschätzung von Risiken der Nanomaterialien oder eine umfassende Akteursanalyse darzustellen. Vielmehr soll eine Grundlage für eine möglichst breite und offene Diskussion über die Herausforderungen bei der Regulierung von Nanomaterialien entstehen.
Kommunikationsprobleme zwischen Risikoabschätzung und -management
Die Chemikerin Jutta Jahnel weist in ihrem Beitrag insbesondere auf die institutionelle Trennung der wissenschaftlichen Risikoabschätzung und des Risikomanagements von Entscheidungsträgern in der EU hin. Dies führe zu Übersetzungs- und Kommunikationsproblemen bis hin zu Zweifeln der Bevölkerung an der Legitimation politischer Entscheidungen. Alternative Governance Modelle mit stärkerer Interaktion zwischen Wissenschaft und Politik könnten hier zu Verbesserungen führen. Christian Büscher knüpft als Soziologe an diesen Vorschlag an, indem er der Interaktion zwischen Wissenschaftlern und Entscheidungsträgern die wichtige Funktion der Absorption von Unsicherheiten zuschreibt. Entscheidungsfindung, so Büscher, sei somit eine Art Festlegung in einem interaktiven und iterativen dynamischen und sozialen Prozess.
In dem Schwerpunkt vertreten sind zudem Steffen Foss Hansen und Anders Baun (Technical University of Denmark) sowie Christopher Groves (School of Social Sciences der Cardiff University). Foss Hansen und Baun legen eine empirische Untersuchung eines Dialogs verschiedener Akteure zur Regulierung von Nanosilber vor. Groves plädiert für eine neue Ethik der Vorsorge für den Umgang mit emergierenden Technologien. (17.11.2015)
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