Brückenbauer zwischen Moskau und Karlsruhe
„Wissenschaft kennt keine Grenzen oder Nationalitäten“, unterstrich Vitaly Gorokhov bei der Festveranstaltung im Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS), für das er von 2001 bis zu seinem Ruhestand tätig war. Getreu dieser Überzeugung hat sich der in Moskau und Weingarten lebende Technikphilosoph wie kaum ein anderer um die Knüpfung akademischer Beziehungen zwischen seinem Heimatland Russland und Deutschland verdient gemacht.
Auf die Initiative Gorokhovs, der 1990 als Stipendiat der Friedrich-Ebert Stiftung nach Karlsruhe kam, geht unter anderem die Gründung und Leitung des Zentrums für Ost- und Mitteleuropa sowie des deutsch-russischen Kollegs an der Universität Karlsruhe zurück, das bis heute über 100 Absolventen aus beiden Ländern zählt. Als enger Berater des russischen Umweltministeriums und Leiter des nach der Wende ins Leben gerufenen deutsch-russischen Umweltmonitoringprojekts (IRIS) organisierte er den für die Fächerstadt historischen Besuch Gorbatschows beim Karlsruher Umweltforum 1998.
Sein langjähriger akademischer Wegbegleiter, ITAS-Professor Gotthard Bechmann, würdigte Gorokhov denn auch „als hervorragenden Vermittler und Organisator zwischen West und Ost“. Gorokhov, der seit 1995 den Lehrstuhl für Philosophie der Wissenschaft und Technik an der Staatlichen Universität für Geistes- und Sozialwissenschaften (GUGN) in Moskau leitet und Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften ist, trägt die Ehrendoktorwürde der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften künftig aber auch für seine herausragenden akademischen Leistungen. So würdigte Professor Hans-Peter Schütt, Leiter des Instituts für Philosophie des KIT, Gorokhovs Verdienste um die Etablierung von Technikphilosophie und Technikfolgenabschätzung in Russland sowie seine profunde Auseinandersetzung mit dem Werk Galileo Galileis, zu dessen technik- und geistesgeschichtlicher Wirkung Gorokhov maßgebliche Publikationen veröffentlichte. (21.01.2015)