Die Zeitschrift "Technikfolgenabschätzung" Nr. 1, 2002, mit dem Schwerpunkt Stoffstromanalysen, online verfügbar [02.04.2002]
Das erste Heft des 11. Jahrgangs der TA-Zeitschrift des ITAS erscheint unter dem neuen Namen "Technikfolgenabschätzung - Theorie und Praxis" (vormals "TA-Datenbank-Nachrichten"). In dem einleitenden Artikel zu dem Heft wird die Wahl dieses Namens ausführlich begründet.
Der Schwerpunkt ist dem Thema "Stoffstromanalysen" gewidmet. In den vergangenen Jahrzehnten haben die dramatisch ansteigenden Stoffmengen, die für Produktions- und Konsumzwecke der Industriegesellschaften der Natur entnommen wurden und nach Nutzung der Umwelt als Abfall aufgebürdet werden, zu einer neuen Dimension der Umweltbelastung geführt. Stoffstromanalysen haben das Ziel, den Stoff- und Energieeintrag wie auch den Verbleib der ein- bzw. umgesetzten Stoffe in einem definierten Untersuchungssystem (z.B. betrieblich oder produktbezogen, regional ) zu identifizieren bzw. zu qualifizieren und im Weiteren zu quantifizieren. In dem Schwerpunkt werden zunächst Beiträge vorgestellt, die einen allgemeinen Überblick über die Methodik, die Einsatzbereiche und die Probleme bei Stoffstromanalysen geben (M. Schmidt, Fachhochschule Pforzheim; S. Bringezu; S. Moll und H. Schütz, Wuppertal Institut). Die anschließenden Beiträge stellen konkrete Arbeiten zu Stoffstromanalysen in unterschiedlichen Bereichen dar: H. Rechberger, ETH Zürich, am Beispiel des globalen Zinkhaushaltes; M. Eder; G. Döberl; R. Huber und P. H. Brunner, Technische Universität Wien, am Beispiel der Abfallwirtschaft; B. Reßler; M. Achternbosch; K.-R. Bräutigam; Ch. Kupsch und G. Sardemann, ITAS, am Beispiel des Einsatzes neuer Materialien im Flugzeugbau sowie M. Weil; U. Jeske und L. Schebek, Forschungszentrum Karlsruhe, am Beispiel der Betonherstellung. Zum Abschluß werden in einer Rezension von J. Jörissen, ITAS, der im Auftrag des Umweltbundesamtes Berlin durchgeführten Studie "Konzeption für ein Stoffstromrecht" die rechtliche Problematik des Stoffstromansatzes beleuchtet sowie exemplarisch für zwei anthropogen induzierte Stoffströme (Baustoffe und PKW) mögliche Lenkungsinstrumente diskutiert.
Die Rubrik TA-Institutionen befaßt sich mit den gegenwärtig in den USA laufenden Bestrebungen, das Office of Technology Assessment (OTA) wieder auferstehen zu lassen. Des Weiteren wird das 1999 an der Universität von Maastricht gegründete International Institute of Infonomics vorgestellt - Infonomics wird definiert als "interdisziplinäre Wissenschaft, die sich mit der 'Digitalisierung' der Gesellschaft befasst".
In der neu eingeführten Rubrik "TA-Konzepte und -Methoden" sind vier Beiträge zu finden, die sich mit den Themen TA und Industrie, der Anwendung integrativer Modellierung zur Technikbewertung, normativer Rationalität sowie der Entwicklung eines konzeptionellen Rahmens für Technikolgenforschung im Bereich transgener Nutzpflanzen der 2. Generation (trN2) befassen.
Bei TA-Projekten wird eine laufende Studie der TA-Akademie Stuttgart zu "Szenarien für mehr Selbstverantwortung und Wahlfreiheit im Gesundheitswesen" vorgestellt.
Die Rezensionen befassen sich mit Veröffentlichungen zu nachhaltiger Entwicklung, Gentechnik, erneuerbaren Energien und der Frage nach erfolgreichen Marketingstrategien für ökologisch orientierte Stromangebote (Ökostrom). Wie üblich, werden auch eine Reihe von interessanten Buchneuerscheinungen kurz vorgestellt.
Bei den Tagungsberichten sind mehrere Berichte über Veranstaltungen im Bereich Technik - Philosophie - Ethik hervorzuheben sowie der Bericht über die internationale Konferenz "Debating Privacy and ICT" im Januar diesen Jahres in Amsterdam, auf der die sog. "Declaration of Amsterdam" ausgearbeitet wurde. Die Organisatoren dieser Konferenz, das niederländische parlamentarische TA-Büro "Rathenau Instituut", wird diese Erklärung, die sich mit dem Thema "Vertrauen im Informationszeitalter - Sicherung von Privatheit und Sicherheit" befasst, dem niederländischen Parlament vorlegen.
In den Nachrichten wird auf die gerade vorgelegte Broschüre des BMBF zur "Innovations- und Technikanalyse" hingewiesen sowie auf die beabsichtigte Gründung einer "Nachwuchsgruppe Umweltsoziologie" auf dem 31. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Leipzig im Oktober diesen Jahres, in der die weit verstreuten Umweltthemen gebündelt werden sollen.
Die ITAS-News berichten u. a. über die Zusammenarbeit des Instituts mit Mittel- und Osteuropa sowie über ein von der Europäischen Kommission gefördertes Projekt "Technology Assessment in Europe; between Method and Impact" (TAMI), bei dem ITAS ein "core" Partner ist. Außerdem veranstaltet das ITAS gemeinsam mit dem BMBF im Juni 2002 den Workshop "Nachhaltige Entwicklung und Globaler Wandel - Bestandsaufnahme, Bewertung und Handlungsbedarf", auf dem am Beispiel der Themenfelder Wasserressourcen, Humankapital / Bildung / Wissen sowie Global Governance die Möglichkeiten einer stärkeren Verknüpfung der Global Change Forschung und Forschung zu nachhaltiger Entwicklung diskutiert werden sollen.
In einem Anhang wird ein Überblick über die Publikationen und Vorträge des ITAS im Jahre 2001 gegeben.
Weiterführende Links:
- Zum Inhaltsverzeichnis des Heftes 1/2002 von "Technikfolgenabschätzung - Theorie und Praxis" hier