Armin Grunwald

Auf dem Weg in eine nanotechnologische Zukunft
Philosophisch-ethische Fragen

Freiburg/München: Karl Alber Verlag 2008, Reihe: Angewandte Ethik, Band 10, ISBN 978-3-495-48327-5, 388 Seiten, 22.00 Euro
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VORWORT

Nanotechnologie ist ein relativ neues Gebiet wissenschaftlich-technischer Grundlagenforschung mit zum Teil weit reichenden technischen Anwendungsmöglichkeiten. Sie ist durch das Zusammenwachsen von Physik, Chemie, Biologie und den Ingenieurwissenschaften in der Nanometerdimension (ein Nanometer ist ein Milliardstel eines Meters oder ein millionster Teil eines Millimeter) entstanden. Die Erwartungen, die an das technische Operieren in dieser bis vor kurzem unzugänglichen Welt gestellt werden, sind immens. Nanotechnologie soll, direkt oder indirekt, neuartige Material- und Oberflächeneigenschaften bereitstellen, eine neue Stufe der Mikroelektronik ermöglichen, im Gesundheitsbereich zu revolutionären Fortschritten führen, neue Wege einer Synthetischen Biologie eröffnen und auch Körper und Geist des Menschen technisch 'verbessern' helfen. Nanotechnologie wird als Schlüsseltechnologie des noch jungen Jahrhunderts gefeiert und von manchen als Grundlage einer neuen Industriellen Revolution angesehen.

Wenngleich es in einigen Bereichen auch bereits marktgängige Produkte oder Verfahren gibt, so sind die meisten dieser Versprechen doch Zukunftsmusik mit ungewissen Aussichten. Gleichwohl, die hohen Erwartungen und Versprechungen, aber auch bereits aufgetauchte und ebenso weit reichende Befürchtungen haben rasch die Tragweite der Nanotechnologie für die gesellschaftliche Entwicklung der nächsten Jahrzehnte und die Zukunft des Menschen generell erkennen lassen. Ebenso rasch hat daher die Nanotechnologie das Interesse der Philosophie, der Sozialwissenschaften und der Technikfolgenabschätzung geweckt. Die ethische Befassung mit der Nanotechnologie ist zu Beginn des Jahrhunderts angelaufen, und sie steht gegenwärtig immer noch eher am Anfang. Das vorliegende Buch nimmt die bislang vorliegenden Überlegungen im Themenfeld 'Ethik der Nanotechnologie' auf, systematisiert sie und entwickelt sie weiter. Ziele sind, einen Überblick und eine strukturierte Aufarbeitung des Standes der ethischen Forschung in diesem Feld zu geben und diesen in wesentlichen Vertiefungsfeldern weiterzuentwickeln.

Darüber hinaus werden auch konzeptionelle Fragen der ethischen Betrachtung von Zukunftstechnologien behandelt, wie sie sich am Beispiel der Nanotechnologie besonders pointiert zeigen. Hierzu gehören insbesondere die Rolle von und der Umgang mit weit reichenden, teils futuristischen Visionen, Fragen nach einer die Technik entwicklungsbegleitenden Ethik emergenter Technologien, die Frage nach interdisziplinären Schnittstellen der Ethik und nach ihren 'pragmatischen Orten' in gesellschaftlichen Debatten über den Umgang mit Nanotechnologie.

Die in diesem Buch vorgestellten Analysen haben hauptsächlich zwei Ursprünge. Zum einen wurde in beiden von mir geleiteten Einrichtungen (Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des Forschungszentrums Karlsruhe und Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB)) bereits sehr früh, ca. im Jahre 2000, mit Technikfolgenanalysen zur Nanotechnologie begonnen. Dabei zeigte sich rasch, dass die mit der Nanotechnologie verbundenen Herausforderungen bis hinein in den ethischen Bereich ragen. Zum anderen gab es einen wesentlichen Impuls durch meine Mitarbeit in der Arbeitsgruppe "Nanotechnology. Assessment and Perspectives" der Europäischen Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen GmbH.

Dank gilt vielen Kolleginnen und Kollegen im nationalen, europäischen und internationalen Bereich, mit denen ich in den letzten Jahren Gelegenheit hatte, ethische Aspekte der Nanotechnologie philosophisch-fachlich, aber auch im weiteren Rahmen eines interdisziplinären Dialoges zu diskutieren. Insbesondere danke ich meinen Kollegen Christopher Coenen (TAB), Michael Decker, Torsten Fleischer und Peter Hocke-Bergler (ITAS) sowie Hans-Jürgen Link (Institut für Philosophie der Universität Karlsruhe) für eine Reihe wertvoller, inhaltlicher Hinweise. Schließlich danke ich Melanie Puschmann für ihre Unterstützung durch Literaturrecherchen, die Pflege des Literaturverzeichnisses und viele Beobachtungen als kritische Leserin. Dem Karl Alber Verlag sei herzlicher Dank gesagt für die vorbildliche Betreuung des gesamten Prozesses.

Karlsruhe, im Juni 2008

Armin Grunwald

 

Erstellt am: 26.11.2008 - Kommentare an: webmaster