KIT-Logo Beate Lüttenberg / Arianna Ferrari / Johann S. Ach (Hrsg.)

Im Dienste der Schönheit.
Interdisziplinäre Perspektiven auf die Ästhetische Chirurgie

Berlin: LIT Verlag Dr. W. Hopf 2011, ISBN 978-3-643-11293-4, 274 Seiten, 24,90 Euro
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Vorwort

Die Ästhetische Chirurgie, häufig auch als „Schönheitschirurgie“ bezeichnet, ist eine medizinische Wachstumsbranche. Zunächst eher ein exotisches Randphänomen (der Reichen und Schönen), hat sie inzwischen Einzug in den gesellschaftlichen Alltag gehalten. Und das, obwohl die Kosten von ästhetisch-chirurgischen Eingriffen nicht vom deutschen Krankenversicherungssystem übernommen werden, der jeweilige Eingriff also von jedem/jeder, der/die sich einem solchen Eingriff unterziehen möchte, selbst getragen werden muss. Der Hauptteil derjenigen, die sich schönheitschirurgischen Maßnahmen unterziehen sind Frauen im Alter zwischen 18-30 Jahren, die Anzahl von Männern ist vergleichsweise gering, seit einigen Jahren aber steigend.

Abzugrenzen ist die ästhetische Chirurgie von der rekonstruktiven bzw. der konstruktiven plastischen Chirurgie, die es mit der Beseitigung von durch Krankheit, Verletzung oder Unfall entstandenen Defekten bzw. mit der Korrektur angeborener Form- und Funktionsanomalien zu tun haben. Anders als dort ist bei ästhetisch-chirurgischen Eingriffen zumindest fraglich, ob sie einen Heileingriff darstellen. Bei Personen, die sich der Ästhetischen Chirurgie bedienen, handelt es sich genau genommen nicht um Patientinnen und Patienten, sondern eher um Klienten/innen oder Kunden/innen, d.h. um (organisch) Gesunde, die sich einem medizinisch nicht notwendigen Eingriff unterziehen. Die Ästhetische Chirurgie ist vor diesem Hintergrund seit einiger Zeit Gegenstand einer kontrovers geführten öffentlichen, professionspolitischen und auch fachbezogenen akademischen Diskussion. Ob ästhetisch-chirurgische Eingriffe mit dem ärztlichen Ethos vereinbar sind, ist eine der zahlreichen Fragen, die sich aus medizinethischer Sicht stellen. In rechtswissenschaftlicher Perspektive wird im Zusammenhang mit der Ästhetischen Chirurgie unter anderem darüber diskutiert, den Begriff der medizinischen Indikation durch den (möglicherweise) treffenderen Begriff einer „ästhetischen Indikation“ zu ersetzen.

Der vorliegende Sammelband, Ergebnis einer vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Klausurwoche, bietet nun auch für den deutschsprachigen Raum einen umfassenden Einblick in die verschiedenen Aspekte der Ästhetischen Chirurgie. Die vom Centrum für Bioethik der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster durchgeführte interdisziplinäre Klausurwoche zu den medizinischen, ethischen, philosophischen, kulturwissenschaftlichen, rechtlichen und sozialen Aspekten der Ästhetischen Chirurgie fand vom 19.-23. September 2010 in Münster statt. Nachwuchswissenschaftler/innen aus den verschiedenen Fach-Disziplinen hatten dort die Gelegenheit zur Präsentation ihrer Forschungsprojekte und -ergebnisse und zur intensiven Auseinandersetzung untereinander als auch mit ausgewiesenen Expertinnen und Experten.

Wir bedanken uns beim Bundesministerium für Bildung und Forschung für die Förderung der Klausurwoche. Danken möchten wir daneben allen Expertinnen und Experten für ihre ausgesprochen befruchtenden Beiträge während der Veranstaltung und besonders denjenigen, die darüber hinaus bereit waren, ihren Beitrag für den vorliegenden Band zur Verfügung zu stellen. Des Weiteren gilt unser Dank allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die anregenden Diskussion während der Klausurwoche und die gute Zusammenarbeit bei der Zusammenstellung dieses Bandes.

Münster, im Juni 2011

Beate Lüttenberg / Arianna Ferrari / Johann S. Ach

 

Erstellt am: 06.12.2011 - Kommentare an: webmaster