Alfons Bora, Michael Decker, Armin Grunwald, Ortwin Renn (Hg.)
Berlin: edition sigma (Gesellschaft - Technik - Umwelt, Neue Folge 7) 2005. ISBN 3-89404-937-5,
540 Seiten, 29,90 Euro
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[Vorwort]
Einleitung und Überblick
Die Welt wird heute als hoch differenziert, aber auch als fragil und zerbrechlich wahrgenommen (Stehr 2003). Als wesentliche Gründe gelten die ökonomische Globalisierung, die Auflösung kultureller Traditionen, das Denken in Netzwerken statt in Hierarchien und die Herausforderung des menschlichen Selbstverständnisses durch die Lebenswissenschaften. Wissenschaft und Technik haben an diesen Entwicklungen einen erheblichen Anteil. So sind die modernen Informations- und Kommunikationstechniken eine unverzichtbare Begleiterscheinung der Globalisierung. Vernetzte, dezentrale und „kleine“ Technologien bilden die Speerspitze der technischen Innovationen. Ihr Netzwerkcharakter steigert Komplexität und Unvorhersehbarkeit „systemischer“ Effekte. Neue Fragen an das Selbstverständnis des Menschen kommen aus aktuellen Entwicklungen in Bio-, Gen-, Nano- und Medizintechnik wie auch aus der Hirnforschung. Wissenschaft und Technik bringen bislang ungeahnte neue Möglichkeiten hervor, machen die moderne Gesellschaft aber auch verletzlich und angreifbar.
Diese Fragilität der heutigen Welt ist einerseits in gewisser Weise eine Folge des wissenschaftlich-technischen Fortschritts und damit verbundener ökonomischer und sozialer Innovationen. Andererseits stellt diese Fragilität – unabhängig davon, inwieweit der Wahrnehmung der Fragilität auch eine „Realität“ entspricht – eine wesentliche Randbedingung für die Gestaltung der Technik für die Gesellschaft von morgen dar. Aus diesen Gründen kommt der Technikfolgenabschätzung (TA) als einer Technikforschung und als Erarbeitung und Bewertung von Handlungsoptionen in der Beratung von Politik und Gesellschaft eine weiter wachsende Bedeutung zu, um Felder des wünschenswerten wissenschaftlich-technischen Fortschritts zu identifizieren und mögliche Risiken frühzeitig zu identifizieren.
Angesichts vieler Diskussionen um neue Formen politischer Governance in der „fragilen Welt“ steigen die Erwartungen an Technikfolgenabschätzung (TA) und benachbarte Felder, durch Politikberatung und Begleitung gesellschaftlicher Diskurse zur Meinungsbildung und Entscheidungsfindung in Zukunftsfragen aktiv beizutragen. Dies bezieht sich sowohl auf die Bereitstellung einer belastbaren Informationsbasis als auch auf die zugrunde gelegten normativen Orientierungen. Zu berücksichtigen ist dabei, dass Wissen und Werte in Fragen der Zukunftsgestaltung häufig nicht strikt zu trennen sind, und dass der Umgang mit Nichtwissen und Unsicherheiten eine wesentliche Herausforderung darstellt. Forschung und Beratung gehören dabei untrennbar zusammen, was Konsequenzen für die Ausgestaltung der Schnittstelle zwischen der TA als Forschung, der Beratungspraxis und den politischen Entscheidungsprozessen hat.
Im Kontext der „fragilen Welt“ stellen sich der TA drei Aufgabentypen:
Die Art und Weise, wie diese Aufgaben bewältigt werden, kann sich in Abhängigkeit vom jeweiligen Kontext erheblich unterscheiden. Relevante Faktoren sind das zugrunde liegende sozio-politische Problem und die daraus entwickelte TA-Fragestellung, Merkmale des betreffenden Technikbereichs, der Adressat der Wissensproduktion und Beratung, die institutionelle Konstellation, der betreffende Wissenschaftsbezug, die gesellschaftliche Konfliktlage und die Akteurs- und Beteiligungsverhältnisse. Angesichts der Diagnose einer „fragilen“ Welt verkomplizieren sich diese Anforderungen, was wiederum zu konzeptionellen Anfragen an die Weiterentwicklung der TA führt. Aus diesem Grund steht mit der Frage der Fragilität der Gesellschaft auch die Frage der Weiterentwicklung der TA auf dem Programm. Diese Relation erklärt letztlich, warum das Thema der Fragilität der Gesellschaft als Oberthema der ersten deutschen TA-Konferenz gewählt worden ist.
Das Ziel des Buches ist daher ein doppeltes:
Der Aufbau des Buches richtet sich im Wesentlichen nach den inhaltlichen Sektionen der Konferenz. Während die Plenumssektion durch eingeladene Vorträge aktuelle Entwicklungen auf der „Nachfrageseite“ der TA abbilden sollte und daher eher strategisch ausgerichtet war (2.1), wurde der fachliche Teil durch einen „Call for papers“ in drei Themenbereiche innerhalb des Rahmenthemas „Technik in einer fragilen Welt“ strukturiert (2.2 bis 2.4). Darüber hinaus war eine Postersektion vorgesehen, um den TA-Nachwuchs einzubinden (2.5).
Das Eröffnungsplenum der Konferenz war der Nachfrageseite der TA und aktuellen Entwicklungen dort gewidmet. Die Bedeutung der TA für die Politik wird verdeutlicht durch den Beitrag von Staatssekretär Wolf-Michael Catenhusen (BMBF). Er betont die strategische Bedeutung der Innovations- und Technikanalyse (ITA) im BMBF und begrüßt die Gründung des „Netzwerk TA“ (dazu s. u.), dem er seine Unterstützung zusagt. Dr. Gerhard Schmid (bis Mitte 2004 Vizepräsident des Europäischen Parlaments) berichtet über die wechselvollen Erfahrungen am Europäischen Parlament mit TA und entsprechende neue Initiativen zu einer konzeptionellen und institutionellen Stärkung. Der Direktor des VDI, Dr. Willi Fuchs, riet dazu, stärker die Wirtschaft einzubeziehen. Dr. Matthias Weber (ARC systems research, Österreich) analysierte Veränderungen der Technologiepolitik, insbesondere im Bereich der Europäischen Union, im Hinblick auf die Konsequenzen für TA, insofern diese sich auch als beratende Unterstützung versteht.
Mit dem weiteren Voranschreiten der „life sciences und der Entwicklung von „life technologies“ geht es nicht mehr allein um Risiken der ungewollten und kontrollierten Verbreitung von gentechnischen Produkten und Verfahren, sondern die gesellschaftlichen Debatten um die Präimplantationsdiagnostik und Stammzellforschung zeigen, dass hier tief in das kulturelle Selbstverständnis und in die soziale Identitätsbeschreibung des Menschen eingegriffen wird. Ähnliches, wenn auch mit fernerem Zeithorizont, kann man im Bereich der Prothetik beobachten, wo Fortschritte der Nanotechnologie und der Neurowissenschaften Visionen bedienen, die Leistungsfähigkeit des menschlichen Körpers (Cochlea-, Retinaimplantate) und Geistes (Brain-Chips) zu erweitern. Fragilität meint, dass zum einen die Grenze zwischen der Selektion unerwünschter und der Optimierung erwünschter Erbanlagen bzw. körperlicher Fähigkeiten fließend geworden ist und zum anderen wir Natur in diesem Sinne verfügbar machen, dass die Unterscheidung zwischen der Natur, die wir sind und der organischen Ausstattung, die wir uns geben ins Verschwimmen gerät. Mit der Möglichkeit humangenetischer Eingriffe und technischer Erweiterung schlägt die Naturbeherrschung in einen Akt der Selbstermächtigung um, der unser ethisches, moralisches und soziales Selbstverständnis verändern könnte und neue Probleme mit sich bringt, die sowohl neue soziale Ungleichheiten schaffen können als auch Fragen der rechtlichen Neubestimmung der Grenze von Leben/ Tod und des ärztlichen Eingriffs zwischen Prävention und Manipulation aufwerfen. Der TA-Diskurs hat hierbei eine zweifache Funktion: (1) soweit es geht, die möglichen Folgen der „Life sciences und technologies“ zu beschreiben und zu erfassen, und (2) die Rationalisierung der Debatte über neue normative Standards und Entwerfen neuer gesellschaftlicher Leitbilder auf der Basis der allgemeinen Menschenrechte.
In den letzten vier Jahrzehnten hat sich die Beziehung der Gesellschaft zur Technik stark gewandelt. Nicht dass die Gesellschaft selbst technologisch geworden wäre. Eine solche These ist empirisch leicht zu widerlegen und entspricht auch nicht den Alltagserfahrungen. Zugenommen hat sowohl die Geschwindigkeit technischer Innovationen als auch die gesellschaftliche Abhängigkeit von funktionierender Technik, mit der Folge, dass ein Zusammenbruch technischer Systeme (insbesondere der Energieversorgung, aber auch der Kommunikationssysteme) auch zu einem Zusammenbruch der uns vertrauten Gesellschaft führen würde. Die technische Entwicklung ist durch strukturelle Charakteristika gekennzeichnet, die zu einer immer weiteren Steigerung und Dynamisierung der technischen Innovationen führt. Zum einen ist der technische Fortschritt durch seine Verwissenschaftlichung zum Motor gesellschaftlicher Entwicklung geworden. Zum anderen hat die Technik systemischen Charakter angenommen und ist prinzipiell unabgeschlossen und in ihrer Entwicklung zukunftsoffen. Das heißt, die Risiken, auf die sich die Gesellschaft dabei einlassen muss, nehmen zu und die Zukunft hängt von Techniken ab, die derzeit noch nicht zur Verfügung stehen aber schon antizipiert werden. Drittens liegt zunehmend das Risiko der Technik nicht mehr allein in ihrem Nichtfunktionieren oder in Störungen, sondern ökologische Probleme werden gerade dadurch ausgelöst, dass die Technik funktioniert und ihre Ziele erreicht. Zwar lassen sich auch unerwünschte Nebenfolgen, wenn bekannt, mehr oder weniger als technisch zu lösende Probleme auffassen, aber dass heißt nur, dass diese Sekundärtechniken dann ihrerseits wieder ökologische Probleme auslösen können.
Mit der Weiterentwicklung der Technik findet eine unaufhörliche Steigerung sozialer Entscheidungs- und Handlungsmöglichkeiten statt, dadurch werden laufend Kontingenzen und neue Handlungskontexte geschaffen, die die Gesellschaft fragiler, ambivalent und offener geraten lassen. In evolutionstheoretischer Perspektive entspricht diesem Technikverständnis ein Verzicht auf adaptionistische Konzepte, die in der Technik ein Mittel zur Erzeugung gesellschaftlicher Sicherheit und Angepasstheit sehen. Technik ermöglicht keine immer bessere Anpassung der Gesellschaft an ihre Umwelt. Sie dient mit der Vermehrung von Optionsmöglichkeiten der Entfaltung der Eigendynamik der Gesellschaft. Mit der Technik wird ein spezifisches Verhältnis von Varietät und Redundanz in die Gesellschaft eingeführt, sodass für die Technikbetrachtung zwei Seiten relevant werden: der technisch kontrollierte und der technisch nicht kontrollierte, der gesellschaftliche Bereich. Fragilität meint in diesem Zusammenhang, dass die Gesellschaft sich in ihren normalen Alltag auf das Funktionieren der Technik einstellt und ihre sozialen Strukturen mehr und mehr auf dieser Basis entwickelt und dadurch die gesellschaftliche Entwicklung in einem bisher nicht da gewesenen Maße von Entscheidungen abhängig macht, die über eine ungewisse Zukunft disponieren: also von Innovations- und Risikoentscheidungen. Für die TA-Forschung ergibt sich daraus:
TA dient der Gestaltung von Technik bzw. der Gestaltung ihrer „Einbettung“ in gesellschaftliche Nutzungskontexte: Technikfolgenwissen als Teil der Entscheidungsgrundlagen über neue Technik. Daher ist für TA von großer Bedeutung, eine adäquate Vorstellung von den Entscheidungs- und Gestaltungsprozessen zu haben, die Einfluss auf Technikentwicklung nehmen. Änderungen in diesen Strukturen führen zu einem veränderten Anforderungsprofil an TA. Dies kann die Adressaten betreffen (die Rolle von Adressatengruppen kann sich verändern, es können neue hinzukommen und alt vertraute an Bedeutung verlieren), aber auch die Art und Weise, in der TA selbst tätig werden kann. Die abnehmende Bedeutung von Top-down-Strukturen der Entscheidungsfindung und die im Gegenzug größere Bedeutung von netzwerkartigen und Bottom-up-Strukturen neuer „Governance“ gehören in diesen Kontext.
Die Frage an die TA-Konferenz in dieser Sektion ist, ob und auf welche Weise die Diagnose einer fragilen Welt und ihre Implikationen die Möglichkeiten der Technikreflexion und der Technikgestaltung heute beeinflussen und welche (konzeptionellen oder methodologischen) Folgen dies für die TA selbst hat. Im Einzelnen werden folgende Themen angesprochen:
Im „Call for Papers“ war über die fachlichen Sektionen hinaus auch eine Sektion für Arbeiten aus dem Bereich des „TA-Nachwuchses“ vorgesehen (nach einem Vorschlag von Ulrich Riehm aus ITAS). Primär zielte diese Sektion auf Promotionen, Habilitationen und Post-doc-Projekte aus dem Umfeld der TA (nicht gebunden an das engere Konferenzthema).
Die Poster, die im Rahmen des TA-Nachwuchses eingereicht wurden, sind in Form von Kurzbeiträgen abgedruckt. (Beiträge, die auf der Basis des „Call for Papers“ akzeptiert waren, aber aus Platzgründen nicht mündlich vorgetragen werden konnten und darum einen Platz in der Postersession erhielten, sind in diesem Buch als Vollbeiträge in den entsprechenden Sektionen 2.2 bis 2.4 enthalten.)
Eine Konferenz zur Technikfolgenabschätzung muss sich ganz ähnlichen Herausforderungen stellen, wie die Technikfolgenabschätzung selbst. Einerseits ist TA eine wissenschaftliche Unternehmung und muss die damit verbundenen Qualitätskriterien erfüllen. Andererseits ist TA aber beratungs- und damit auch nachfrageorientiert: Es gilt die Politik und die interessierte Öffentlichkeit als Adressaten der Beratung zu berücksichtigen. Darüber hinaus möchte man mit einer „Fachtagung“ immer auch die „Fach-Community“ samt dem wissenschaftlichen Nachwuchs vereinen.
Diesen Herausforderungen entsprechend, stellte die wissenschaftliche Diskussion den Kern der Konferenz dar. Sie fand in drei Parallelsektionen (s. o.) und mit insgesamt über 30 Vorträgen statt, ergänzt durch eine Postersession, die sich im Wesentlichen an den Nachwuchs der Technikfolgenforschung richtete. Sowohl die Beiträge der Sektionen als auch die Poster wurden einem Peer-Review-Verfahren unterzogen, in dem jeder Beitrag von drei Gutachtern aus dem wissenschaftlichen Beirat der Konferenz begutachtet wurde.
Die Resonanz auf die Ankündigung der Konferenz war in zweierlei Hinsicht sehr erfreulich. Zum einen folgten auf den „Call for Papers“ eine unerwartet hohe Zahl an Einreichungen, sodass trotz der Nutzung der maximal möglichen Zahl von drei Parallelsektionen über je zwei Halbtage hinweg nur ein Teil der Einreichungen angenommen werden konnte. Zum anderen übertraf auch die Anzahl der Anmeldungen zur Teilnahme an der Konferenz die Erwartungen. Die Tagung war ursprünglich für ca. 80 Teilnehmer geplant. Nachdem die Teilnehmerzahl 150 erreicht hatte, wurden keine weiteren Anmeldungen mehr angenommen, da damit die Tagungsstätte mehr als voll ausgebucht war.
Die Teilnehmerschaft der Konferenz war breit zusammengesetzt. Über den Bereich der institutionellen Technikfolgenabschätzung hinaus waren die benachbarten Bereiche praktische Ethik, Systemanalyse, Risikoforschung, Technikgestaltung für nachhaltige Entwicklung, Innovations-, Institutionen- und Technikanalyse, Innovations- und Zukunftsforschung und die dabei involvierten wissenschaftlichen Disziplinen aus Natur-, Technik-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, die Politik- und Rechtswissenschaften sowie die Philosophie vertreten. Insbesondere gelang es mit dem inhaltlichen Konzept, die ethischen und die eher sozialwissenschaftlichen Fragen unter einem gemeinsamen Dach zu diskutieren und dadurch zu Überschreitungen disziplinärer Grenzen beizutragen.
Die Konferenz wurde eröffnet durch eine öffentliche Podiumsdiskussion zum Thema „Neuer schöner Mensch? Möglichkeiten und Grenzen der Menschengestaltung durch Gentechnik und Künstliche Intelligenz“ (Konzeption und Moderation durch Ortwin Renn). Ausgangspunkt war die Tatsache, dass sich die Wissenschafts- und Technologiepolitik in der Frage nach der rechtlichen, politischen und ethischen Bewertung neuer Möglichkeiten des direkten Eingriffes in die Entwicklung des Menschen einem nahezu ausweglosen Dilemma zwischen Ansprüchen von Wissenschaftlern, Medizinern, Ethikern, Vertretern der großen Religionen, Juristen und Sprechern der wichtigen gesellschaftlichen Gruppen ausgesetzt sieht. Themen wie die systematische Veränderung von genetischen Informationen im menschlichen Embryo (Designer-Babies), die Entwicklung von Psychopharmaka, die Verbindung von Nanotechnologie und Informationstechnik für Bioimplantate sowie die Simulierung menschlicher Urteilskraft durch Softwaresysteme der künstlichen Intelligenz stellen die Frage nach der Identität des Menschen und seiner Einzigartigkeit. Gibt es Grenzen der Intervention in das menschliche Bewusstsein und, wenn ja, wie können diese bestimmt und wie kann deren Einhaltung kontrolliert werden? Der Beantwortung dieser Fragen wurde in der Podiumsdiskussion aus den Perspektiven der Technikpolitik, der TA und der Ethik nachgegangen.
Das Eröffnungsplenum war der Nachfrageseite der TA gewidmet (vgl. oben, 2.1). Im Anschluss folgten drei parallele wissenschaftliche Sektionen zu den unter 2.2 bis 2.4 genannten Themen. Koordiniert durch Alfons Bora wurden in der Postersektion sehr verschiedenartige Arbeiten vorgestellt, die generell auf großes Interesse der Teilnehmer stießen. Zum Erfolg trug sicher bei, dass die Postersession mit einer Kurzvorstellung der 16 Poster im Plenum durch die Autorinnen und Autoren begann, bevor die einzelnen Poster zur Diskussion freigegeben wurden.
In der abschließenden Plenumssektion wurde als Resümee festgehalten, dass das große Interesse an der Konferenz eine vorhandene große Nachfrage zeigt. Das ist angesichts der Tatsache, dass es in Deutschland keine regelmäßigen Veranstaltungen der TA-Community gibt (wie etwa die jährlich stattfindenden Tagungen des Instituts für Technikfolgen-Abschätzung in Wien), nicht sehr erstaunlich. Darüber hinaus mag auch die angekündigte Gründung des Netzwerk TA, welche ebenfalls im Rahmen der Konferenz stattfand, den einen oder anderen Zuhörenden zur Teilnahme bewogen haben. Von einigen Teilnehmern wurde auch hervorgehoben, dass TA – immerhin ein Konzept, das in Grundzügen aus den siebziger Jahren sammt – erfolgreich einen Generationenwandel hinter sich gebracht habe.
Seit einiger Zeit laufen Bemühungen zu einer besseren Vernetzung und Selbstorganisation der Technikfolgenabschätzung in ihren verschiedenen Ausrichtungen, institutionellen Implementierungen, methodischen Konzeptionen und fachlichen Schwerpunkten. Vor diesem Hintergrund ist der Aufruf zur Gründung eines „Netzwerk TA“ zu sehen, der am 24.11.2004 zur Gründung des „Netzwerk TA“ führte. Die Konferenz „Technik in einer fragilen Welt – Perspektiven der Technikfolgenabschätzung“ fand symbolisch als erste Konferenz des „Netzwerk TA“ (NTA1) statt. Am ersten Treffen des Netzwerks in direktem Anschluss an die Gründung nahmen ca. 80 Forscher und Praktiker aus dem integrativ verstandenen Feld „TA“ teil.
Die Mitglieder des Netzwerks vertreten die verschiedenen Ausprägungen der TA und decken das weite Spektrum zwischen Theorie und Praxis, zwischen Forschung und Beratung sowie zwischen den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen ab. Sie verstehen die dadurch entstehende Vielfalt als Chance, themenbezogen Kompetenzen und Erfahrungen zu bündeln und auf diese Weise zu einer optimalen Nutzung der Ressourcen beizutragen. Das Netzwerk TA ist entstanden vor dem Hintergrund einer Diagnose der bislang unzureichenden Kooperation und ungenutzter Potenziale der Kooperation innerhalb der TA. Ziele und Aufgaben des Netzwerks sind unter anderem die Verbesserung der Kommunikation und des Informationsaustauschs innerhalb der TA-Community, die Identifikation neuer Themen und Beratungsaufgaben, systematische und kooperative Weiterentwicklung von TA-Konzepten und Methoden, die Formierung einer nach außen stärker sichtbaren „TA-Community“ sowie die Stärkung des Stellenwertes der TA in Wissenschaft und Gesellschaft.
Das Netzwerk TA ist ein sich selbst organisierendes Netzwerk und stellt keine institutionalisierte Organisationsform dar. Auch Leitungs- und Außenvertretungsstrukturen im Sinne einer Organisation sind nicht vorgesehen. Das Netzwerk „lebt“ von der Initiative der Mitglieder. Ein Mindestmaß an unterstützender Infrastruktur wird von der Universität Bielefeld, dem Institut für Technikfolgen-Abschätzung in Wien und dem Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) in Karlsruhe bereitgestellt:
Weitere Elemente einer Kommunikationsinfrastruktur wie Diskussionsforen zu bestimmten Themen (z. B. im Rahmen von Netzwerk-Arbeitskreisen) oder Plattformen zum Informationsaustausch sind technisch vorgesehen und können bei Bedarf durch das Netzwerk freigeschaltet werden. Die Koordination dieser Aktivitäten wird von einem kleinen Koordinationsteam wahrgenommen. Als Anregungskreis fungiert darüber hinaus die Gruppe der Gründungsmitglieder des Netzwerk TA. Da die in diesem Buch dokumentierten Tagungsbeiträge von der ersten Tagung des Netzwerks stammen (NTA1), liegt mit diesem Buch auch eine erste Veröffentlichung vor, die im Rahmen des Netzwerk TA erarbeitet wurde.