Forschung als Hobby
Citizen Science will Bürgerinnen und Bürgern in das Forschen und Experimentieren einbinden. Projekte, bei denen beispielsweise Vögel beobachtet und gezählt werden, können der Wissenschaft wichtige Daten liefern. TechnoCitizenScience findet jedoch nicht in der Natur statt, sondern zu Hause oder in öffentlichen Laboren. „Um TCS zu erforschen, ist es wichtig als Forschende vor Ort dabei zu sein, mitzumachen und selbst die Szene zu erleben“, so Claudia Brändle vom ITAS. Zwischen 2015 und 2017 besuchten Brändle und Ihre Kollegen mehrere Workshops für Do-it-Yourself-Biologie (DIYBio), unter anderem mit Fokus auf Mikrobiologie, Genetik und synthetische Biologie.
Damit die Teilnehmenden bestimmte Experimente durchführen konnten, mussten sie spezielle Geräte bauen – damit ähnelt DIYBio der Maker Szene, einem weiteren Zweig der TCS Bewegung. Diese untersuchten Projekt-KollegInnen von der Technischen Universität München (TUM). Sogenannte Maker spezialisieren sich auf das Konstruieren von Gerätschaften und das Weiterentwickeln von schon vorhandenen Erfindungen. Das BMBF unterstützte die Forschenden in ihrem Vorhaben, die Beweggründe der Teilnehmenden und die Funktion von TCS herauszufinden.
Mehrwert und Hindernisse
Inwieweit TCS eine ernstzunehmende Alternative zu etablierten wissenschaftlichen Instituten sein kann, sei dabei schwierig abzuschätzen, so Brändle, sicher sei, dass sich dieses Format gut zur Wissenschaftskommunikation eigne. Um diese Form der Wissenschaftskommunikation weiterzuverbreiten brauche es aber die Unterstützung von Seiten etablierter Institutionen und der Politik. Diese zweifeln aber zuweilen an dem Sinn von TCS-Projekten oder haben sogar Bedenken. Ähnlich verhält es sich mit der Gesellschaft in Bezug auf DIYBio: Viele Bürgerinnen und Bürger haben Angst vor biologischen Experimenten, weil sie an umstrittene Bereiche der Gentechnik denken. DIYBio Experimente muss man dabei nicht so negativ sehen: Die Auseinandersetzung von Bürgern mit DIYBio kann auch Vorbehalte aus dem Weg schaffen und ihnen mehr Vertrauen geben.
Allerdings muss einem bewusst sein, dass keineswegs nur Laien in der DIYBio-Bewegung forschen. „Die meisten Teilnehmenden haben einen wissenschaftlichen Hintergrund. Der Großteil kommt aus der Physik und der Informatik. Der eher kleine Anteil an Biologinnen und Biologen hat mich aber überrascht“, sagt Brändle. Auch von einer Bürgerwissenschaft wie es Citizen Science eigentlich sein will, könne man nicht ohne Vorbehalte sprechen. Die meisten Teilnehmenden seien Studierende und Wissenschaftlerinnen, die auch auf anderen Feldern experimentieren wollen. (22.02.2018)
Weiterführende Informationen:
- Projektbeschreibung auf der ITAS-Webseite
- Öffentliches Fachgespräch im Deutschen Bundestag mit Biohacker und Projektmitarbeiter Rüdiger Trojok (ab Minute 13:51)