Neuerscheinung: Ist Technik die Zukunft der menschlichen Natur? [01.08.2012]
Naturwissenschaft und Technik sind kein Selbstzweck, sie sollen Nutzen stiften. Doch wohin führt es, wenn die Technik uns, ganz buchstäblich, auf den Leib rückt? Ist Technik vielleicht die Zukunft der menschlichen Natur? Mit dieser Fragestellung trat das Forschungszentrum Karlsruhe (das jetzige Karlsruher Institut für Technologie) im Frühjahr 2006 an die Öffentlichkeit. Ein Essay-Wettbewerb in der Tradition der akademischen Preisfrage der Aufklärung wandte sich an die jüngere Wissenschaftlergeneration, die sich anschickt, in Forschung, Lehre und Wirtschaft Verantwortung zu übernehmen. Gefragt wurde nach den Szenarien eines Fortschritts, der Körper und Geist als legitime Wirkungszone reklamiert.
Ob Antidepressivum oder plastische Chirurgie, ob Gentherapie oder Nanoroboter – verbessert, ja optimiert werden soll der Mensch, bis hin zur Unsterblichkeit. Was aber meint die provozierende Rede vom Optimieren überhaupt? Werden die am technologischen Horizont aufscheinenden Möglichkeiten des Gattungsumbaus – etwa im Zusammenwirken von Gehirnforschung, Nano-, Bio- und Informationstechnologie – der gesellschaftlichen und der biologischen Evolution bald den Rang ablaufen? Oder ist es an der Zeit, den Vervollkommnungsplanspielen einen menschlichen „Artenschutz“ entgegenzustellen?
Dass das Thema der „Optimierbarkeit“ des Menschen für Forscherinnen und Forschern von der Pädagogik bis zur Molekularbiologie keinen Aufschub duldet, belegten 153 gehaltvolle Essays aus 9 Ländern. Der nun vorliegende Wettbewerbsband versammelt 36 der spannendsten, begleitet von einer Einführung der Herausgeber. Zu den Themen gehören das Leben als ‚Prothesengott’, wie Sigmund Freud den Menschen einmal bezeichnete, die ironische Frage, ob es einen ‚Entartungsschutz’ für Menschen geben müsse, Geschichten von Cyborgs und von Robotern, die immer unverwechselbarer mit Menschen werden. Einige vorgestellte Rückblicke aus der Zukunft (z.B. aus dem Jahr 2056) stellen Verarbeitungen heutiger Gedanken, Hoffnungen und Sorgen in literarischer Form dar. Und immer wieder Gedankenfiguren, die aus der Science Fiction bekannt sind, vor allem aus den großen Kinofilmen, die aber angesichts des technischen Fortschritts immer ernsthaftere Fragen an uns, an die Zukunft der Technik, vor allem aber an unsere eigene Zukunft stellen.
Bibliographische Angaben:
Grunwald, A.; Hartlieb, J. von (Hrsg.)
Ist Technik die Zukunft der menschlichen Natur? 36 Essays. Hannover: Wehrhahn 2012
mehr zum Buch